8 8 Mai

Fakt ist: Homöopathie ist Evidenzbasierte Medizin

Berlin, 8. Mai 2025. Fakt ist: Homöopathie ist Evidenzbasierte Medizin (EbM). In der EbM kommen nur solche Methoden zur Anwendung, für die der Nachweis erbracht wurde, dass ihr Nutzen größer ist als ihr Risiko. Basis hierfür sind nicht Meinungen, sondern die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zur Wirksamkeit einer Methode. Dr. med. Ulf Riker, Facharzt für Innere Medizin / Homöopathie und 2. DZVhÄ-Vorsitzender, stellt in Serie Fakten zur Homöopathie vor.

Nach David Sackett, dem Begründer der heutigen EbM umfasst eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung in der Medizin aber nicht nur die wissenschaftlichen Beweise, sondern auch das Können und die Urteilskraft die Ärztinnen und Ärzte durch ihre Erfahrung und klinische Praxis erwerben. Und sie umfasst zum Dritten die Frage, ob eine getroffene Therapieentscheidung auch den Erwartungen oder Werten von Patientinnen und Patienten entspricht.

Quellen:

Nachweis der Wirksamkeit

Sowohl in der Grundlagenforschung (z.B. in Pflanzen- oder Tiermodellen), als auch in der Versorgungsforschung gibt es zahlreiche relevante Ergebnisse, die zeigen, dass potenzierte Substanzen zu nachweisbaren Effekten führen. Auch klinische Studien (zuletzt ein Systematischer Review über 6 Metaanalysen) belegen die Wirksamkeit homöopathischer Arzneien.

Quellen:

Klinische Expertise und ärztliche Erfahrung

Viele Generationen vor uns und Homöopathen weltweit haben positive Erfahrungen mit Homöopathie gemacht. Heute wenden Ärztinnen und Ärzte Homöopathie auf Grundlage ihres akademischen Studiums sowie der enormen Fortschritte der konventionellen Medizin als Teil einer Integrativen Medizin an, wenn dies möglich, sinnvoll und ausreichend sicher ist und von Patientinnen und Patienten gewünscht wird.

Quellen:

Wünsche der Patientinnen und Patienten

Menschen haben im Falle von Krankheit das Recht und die Freiheit, über ihre Therapie mit zu entscheiden. Zahlreiche Umfragen belegen seit Jahren, dass Homöopathie als Teil einer Integrativen Medizin von großen Teilen der Bevölkerung gewünscht wird. Dasselbe gilt auch für die Erstattung der Therapiekosten.

Quellen:

Ärztliche Homöopathie erfüllt die Kriterien der Evidenzbasierten Medizin

Anders lautende Aussagen kommen zustande, wenn Studien zur Homöopathie mit anderen Maßstäben gemessen werden als diejenigen der konventionellen Medizin. Oder wenn ärztlicher Erfahrung ihr praktischer Wert abgesprochen wird. Oder wenn Patientinnen und Patienten willkürlich ihr Recht auf Teilhabe an der therapeutischen Entscheidungsfindung vorenthalten wird.

Fakten-Serie:

  1. Homöopathie ist auch präventive Medizin
  2. Fakt ist: Homöopathie ist Evidenzbasierte Medizin

 

Weitere Homöopathie-Informationen

Der Homöopathie-Podcast des DZVhÄ

 

23 23 April

Homöopathie ist auch präventive Medizin

Berlin, 23. April 2025. Homöopathie ist auch präventive Medizin, ganz im Sinne des Koalitionsvertrags von CDU/CSU und SPD in dem steht: „Wir unterstützen Forschung und Versorgung zur Naturheilkunde und Integrativen Medizin zur Präventionsförderung“. Welchen Beitrag Homöopathie in der Präventionsförderung spielen kann, zeigt dieser Beitrag von Dr. med. Ulf Riker, Facharzt für Innere Medizin / Homöopathie und 2. DZVhÄ-Vorsitzender.

Der Mensch steht im Zentrum aller Bemühungen um Gesundheitsvorsorge. Jede und jeder Einzelne muss über das Wissen um Gesunderhaltung verfügen und muss zusätzlich die Bereitschaft haben, dieses Wissen in gesundes Verhalten zu verwandeln. Prävention lässt sich nicht verordnen wie ein Medikament, sondern muss sich aus Verständnis und eigenem Erleben entwickeln.

Patientinnen und Patienten, die sich den Naturheilverfahren oder der Homöopathie zuwenden sind in besonderer Weise gesundheitsbewusst. Sie wissen um die Bedeutung gesunder Ernährung, ausreichender Bewegung oder einer sozial verträglichen live-work-balance. Sie beobachten sich auch selbst genauer und reflektieren Zusammenhänge zwischen Faktoren ihrer Um- und ihrer In-welt. Ausführliche homöopathische Anamnesen haben sie besonders geschult, frühe Zeichen einer Krankheitsentwicklung wahr zu nehmen und im Sinne der Selbstfürsorge geeignete Schlüsse daraus zu ziehen oder sich durch ihre Ärztinnen und Ärzten und eventuell eine geeignete homöopathische Arznei unterstützen zu lassen.

Die Prävention ist eine Grundlage der Homöopathie

Dr. Samuel Hahnemann selbst hat in seinem „Organon der Heilkunst“ darauf hingewiesen, dass in vielen Fällen von „Unpässlichkeit“ eine „kleine Änderung der Diät und Lebensordnung“ gewöhnlich ausreicht (§150), um wieder gesund zu werden oder gesund zu bleiben. Er plädierte dabei für einen ausgesprochen rationalen Einsatz homöopathischer Arzneien, die erst dann zum Einsatz kommen sollten, wenn die Symptome ausreichend eindeutig sind, um auf eine bestimmte Arznei hinzuweisen. Diese Schulung trainiert vor allem Homöopathie-affine Menschen, selbstverantwortlich und rechtzeitig vorbeugend auf ihre Gesundheit zu achten.

Auch die Homöopathie bietet als Therapiemethode häufig Ansatzpunkte, der Entwicklung gesundheitlicher Probleme zuvor zu kommen. Bereits im Kindesalter können homöopathische Arzneien die Entwicklung späterer Krankheiten verhindern: wenn es gelingt, auf Grund konstitutioneller Merkmale ein passendes Konstitutionsmittel zu identifizieren, dann lassen sich potentielle Folgen einer konstitutionellen „Schwäche“ umgehen.

Die Homöopathie in der präventiven Früherkennung

Ein Patient klagt über Schwindel und häufiges nächtliches Schwitzen. Die speziellen Umstände des Schwindels sowie seine Nachtschweiße lassen erfahrene homöopathische Ärztinnen und Ärzte an die Arznei Conium denken. Sollte Conium durch weitere Symptome gut zu begründen sein, dann sollte die Wahl der Arznei Anlass geben, eine entsprechende konventionelle Diagnostik durchzuführen: auf diese Weise könnte ein Tumorleiden bereits in einem sehr frühen Stadium entdeckt und unter Umständen rechtzeitig behandelt werden, noch bevor der Tumor selbst zu Symptomen geführt hätte. Dies wird dadurch möglich, dass homöopathisch geschulte Ärztinnen beim Hinweis auf Conium quasi automatisch auch an ein potentielles Carcinomgeschehen denken, weil Conium eben nicht nur als „Schwindelmittel“, sondern auch als potentielles „Krebsmittel“ bekannt ist.

Dieses Beispiel zeigt, dass die Verknüpfung von homöopathischem Denken und Handeln und dem Wissen der konventionellen Medizin zu Synergieeffekten führen kann, die sich im Sinne der Primär- und Sekundär-Prävention nützen lassen!

Auch in der Tertiär-Prävention – der Rehabilitation – kann Homöopathie hilfreich sein

Ein Profi-Sportler musste sich einer Bandscheiben-Operation unterziehen. Nach gelungener OP bleibt eine hartnäckige Steifigkeit im Bereich der Wirbelsäule übrig, die vor allem nachts und morgens einschränkend ist. Physiotherapie und Schmerzmedikation verhalfen nicht wesentlich zu lindern, Bewegung  besserte jedoch. Zufällig erfährt der homöopathisch geschulte Arzt, dass der Patient für sein Leben gerne Milch trinkt, oft bis zu drei Litern am Tage. Das Verlangen nach Milch kennzeichnet einen (Teil-) Aspekt seiner Konstitution, die Steifigkeit mit Bewegungsbesserung beschreibt seine aktuelle Symptomatologie. Vor dem „geistigen Auge“ des erfahrenen Homöopathen taucht unwillkürlich das Arzneimittelbild von Rhus toxicodendron auf: es passt  zum (konstitutionellen) Verlangen nach Milch, zur aktuellen Krankheitssymptomatik sowie dazu, dass der Patient – wiederum auf dem Boden seiner Konstitution – ein Mensch ist, der ein starkes Bewegungsbedürfnis hat und deshalb Sport zu seinem Beruf gemacht hat. Im konkreten Fall hat eine einzige Gabe der Arznei in Hochpotenz innerhalb eines Tages zum Verschwinden der hartnäckigen Restsymptome einer ansonsten erfolgreichen Operation geführt.

Fazit

Homöopathie hat ihren Stellenwert in der Präventivmedizin. Voraussetzung hierfür ist ärztliche Ausbildung und Erfahrung in Homöopathie sowie eine umsichtige Begleitung von Menschen mit dem Ziel, deren eigene Gesundheitskompetenz zu entwickeln, ihre Gesundheit eigenverantwortlich im Blick zu behalten und sich nicht nur an einer Reparaturmedizin zu orientieren, sondern Integrative Medizin zu fordern.

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Blog-Thema: Rezepte für ein angeschlagenes Gesundheitssystem

24 24 März

Homöopathie: Rezepte für ein angeschlagenes Gesundheitssystem

Berlin, 24. März 2025. Rezepte für ein angeschlagenes Gesundheitssystem, denn das Gesundheitssystem leidet unter steigenden Kosten, Versorgungsengpässen, hohen Krankenständen und einer schlechten Öko-Bilanz. Homöopathisch tätige Ärztinnen und Ärzte bieten dafür relevante Lösungen. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) stellt wissenschaftsbasierte Informationen zu Kernthemen der Gesundheitsversorgung bereit.

Fakten zur Homöopathie: Homöopathisch tätige Ärztinnen und Ärzte haben eine vollständige ärztliche Ausbildung und eine mehrjährige Weiterbildung abgeschlossen. Sie arbeiten in der Regelversorgung in Praxen und Kliniken. Die Gesamtevidenz aus RCTs, Metaanalysen und Beobachtungsstudien in Human- und Veterinärmedizin spricht deutlich für

  • Wirksamkeit,                                       
  • Nachhaltigkeit und
  • Kosteneffizienz der Homöopathie

 Homöopathie ist wirksame und wissenschaftsbasierte Medizin

In der Praxis zeigen sich therapeutische Erfolge, die nicht durch Placebo zu erklären sind. Weder Zuhören noch Zuckerpillen heilen chronische Krankheiten oder Wunden. Dokumentierte Erfahrungen homöopathisch tätiger Ärztinnen und Ärzte belegen die Wirksamkeit der Homöopathie.

  1. Der positive Einfluss homöopathischer Behandlungen auf das Wohlbefinden von Krebspatienten ist dokumentiert. Seit 2021 ist sie als Behandlungsoption in der ärztlichen S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Onkologie“ anerkannt. (Deutsche Krebsgesellschaft, AWMF-Leitlinienprogramm Onkologie, 2021)
  2. Die Universität Bern kommt zu dem Schluss, dass viele Ergebnisse nicht mit der Placebo-Hypothese vereinbar sind.
  3. Eine methodisch hochwertige Metaanalyse aus 2023 bestätigt diesen Sachverhalt.

Homöopathie ist kosteneffizient

Studien aus der Versorgungsforschung zeigen: Homöopathie kann Kosten senken, den Medikamentenverbrauch reduzieren und unerwünschte Nebenwirkungen vermeiden. Die meisten Studien bestätigen zudem den Behandlungserfolg.

Homöopathie spart Antibiotika ein

Die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika ist ein wachsendes Problem, begünstigt durch übermäßigen Antibiotikaeinsatz. Studien zeigen: Homöopathie kann bei Mensch und Tier dazu beitragen, Antibiotika zu sparen, die Genesung zu beschleunigen und Nebenwirkungen zu vermeiden. (Cassini et al., Lancet Infect Dis 2019; 19: 56-66 / Camerlink et al., Homeopathy 99(1): 57-62)

Homöopathie wird stark nachgefragt

Repräsentative Umfragen zeigen eine hohe Nachfrage und Zufriedenheit mit Homöopathie. Je nach Fragestellung liegt sie zwischen 50 und 70 Prozent.

Lieferengpässe in Apotheken – homöopathische Arzneien sind verfügbar

Viele erprobte homöopathische Arzneien können oft nicht lieferbare Medikamente ersetzen, z. B. fiebersenkende Mittel oder Antibiotika. Voraussetzung ist die Verordnung durch qualifizierte  Ärztinnen und Ärzten. Krebsmedikamente lassen sich selbstverständlich nicht ersetzen. Deutschland ist ein Zentrum der Homöopathie. Der überwiegende Anteil der pflanzlichen Ausgangsstoffe stammen aus Bio-Anbau in Deutschland, z. B. aus dem Arzneipflanzengarten in Terra Medica der DHU.

EU-Bio-Verordnung setzt bei Nutztieren auf Homöopathie

Das Interesse an Homöopathie in der Nutztierhaltung wächst. Verbraucher fordern gesunde Lebensmittel und besseres Tierwohl. Die EU-Bio-Verordnung (2018/848) erhebt Homöopathie und Phytotherapie seit 2022 zur First-Line-Medicine im Bio-Stall. Antibiotika dürfen nur eingesetzt werden, wenn alternative Methoden ungeeignet sind.

Status quo der Homöopathie im Gesundheitssystem

✔️ Rund 60 Prozent der gesetzlichen Krankenkassen erstatten ärztliche Homöopathie.

✔️ Voraussetzung: Zusatzbezeichnung Homöopathie oder Homöopathie-Diplom des DZVhÄ.

✔️ Private Krankenversicherungen übernehmen Behandlung und Arzneimittel.

✔️ Homöopathische Arzneimittel sind apothekenpflichtig.

✔️ Das BfArM sorgt für Arzneimittelsicherheit durch Zulassung oder Registrierung.

✔️ Im Sozialgesetzbuch V ist die Homöopathie als besondere Therapiemethode anerkannt.

✔️ Homöopathie erfüllt die Kriterien der evidenzbasierten Medizin.

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Blog-Thema: Rezepte für ein angeschlagenes Gesundheitssystem

21 21 März

AHZ 2/2025 Verifikationen

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der zweiten Ausgabe 2025 steht das Thema „Verifikationen“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Verifikationen

von Daniela Albrecht

Verifikationen in der Homöopathie

Dieses Heft beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thema Verifikationen. Das Wort bedeutet die Richtigkeit darlegen, beweisen, beglaubigen. Es leitet sich von den lateinischen Wörtern „verus“ (wahr, wirklich) und „facere“ (tun, machen) ab. Die Richtigkeit unserer Materia medica bleibt ein immerwährendes und wichtiges Thema in der Homöopathie. Wie kommen wir aber voran?

Eine Möglichkeit ist das Verfassen einer Verifikation aufgrund von eigenen Heilerfahrungen nach Verordnung eines homöopathischen Mittels. Um dabei möglichst standardisiert vorzugehen, wurden Basiskriterien zur Verifikation festgelegt:

  • Das Symptom muss eindeutig und dauerhaft, das heißt unter ausreichender Nachbeobachtungszeit verschwunden sein (bei akuten Erkrankungen mindestens 4 Wochen, bei chronischen Erkrankungen mindestens 2 Jahre).
  • Es sollten möglichst charakteristische und deutlich ausgeprägte Symptome verifiziert werden.
  • Es sollten nur deutlich wahrnehmbare, krankhafte Veränderungen verifiziert werden, keine Hypothesen oder Interpretationen.
  • Eine Verifikation muss auf eine einzige Arznei zurückführbar sein.
  • Die Verifikation sollte möglichst eindeutig auf die homöopathische Arznei und nicht auf andere Therapien zurückgeführt werden können.
  • Die Verifikation sollte möglichst eindeutig auf die homöopathische Arznei und nicht auf andere Umstände (z. B. Änderung der Lebenssituation, Ausschaltung krank machender Faktoren) zurückgeführt werden können.
  • Bei akuten Erkrankungen muss die Abheilung auffallend schneller erfolgen, als es für einen Spontanverlauf zu erwarten wäre.

Sicher nicht immer einfach einzuhaltende Kriterien, aber ein Standard sollte auch die höchste zu erreichende Stufe zeigen, und kleinere Abstriche müssen wir beim Arbeiten außerhalb des Reagenzglases akzeptieren. Wie gut es wirkt und hilft, sehen wir trotzdem.

Fallbeispiele und ihre Bedeutung

In diesem Heft haben verschiedene Autoren dargestellt, wie gut behandelte Fälle dazu beitragen können, unsere Materia medica sicherer zu machen, sodass wir nach der genauen Anamnese, Analyse und Repertorisation ein zuverlässiges Mittel finden.

Neben häufigeren Mitteln wie Phosphorus, Hamamelis und Argentum nitricum finden Sie im Heft auch Verifikationen und Kasuistiken zu Menyanthes, Lac defloratum, Tarentula, Laurocerasus, Kola und Muriaticum acidum. Vielleicht erfüllen nicht immer alle jeden Punkt der oben genannten Kriterien, aber sicher trägt jeder Artikel dazu bei, unsere aktuelle Praxis und den Stand der Homöopathie festzuhalten.

Darüber hinaus schauen wir mit dem Artikel zur „Quantum Logic Medicine“ auf eine besondere Art der Homöopathie, die durch Prof. Walter Köster entwickelt wurde.

Die Bedeutung des Schreibens für die Homöopathie

„Wer schreibt, der bleibt“ – ein altes Sprichwort, das oft von einigen Professoren aus meiner Universitätszeit verwendet wurde, um uns für das wissenschaftliche Arbeiten oder eine Doktorarbeit zu gewinnen. Ich empfinde es weiterhin als aktuell und zeitgemäß.

Leider wird es immer schwieriger, Autoren zu finden und Kollegen zu bewegen, ihre Erkenntnisse und Fälle zu Papier zu bringen. Dabei ist es doch eine gute Möglichkeit, etwas aus der eigenen Praxis, seinem Arbeiten und von sich zu hinterlassen. Ich würde mir wünschen, dass das Schreiben wieder populärer wird.

10 10 März

LMHI-Kongress Utrecht 2025: „Die Freude an der Homöopathie feiern“

Berlin, 10. März 2025. Im Interview stellt Dr. Gio Meijer, Kongresspräsidentin des vom 14. bis 17. Mai in Utrecht stattfindenden LMHI-Kongresses, Referentinnen und Referenten vor und erzählt, auf welche Programmpunkte sie sich besonders freut.  Dr. Meijer ist Ärztin für Integrative Medizin und Homöopathie in Amsterdam. Der DZVhÄ verzichtet in diesem Jahr auf seinen Kongress, der zeitgleich stattgefunden hätte.

Frau Meijer, Sie sind Präsidentin des LMHI-Kongresses im Mai. Welche Botschaft soll von diesem Kongress ausgehen?

Der Kongress markiert den 100. Jahrestag der Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis (LMHI), die 1925 in Rotterdam gegründet wurde. In diesen hundert Jahren hat unsere Gemeinschaft ein enormes Wachstum erlebt. Um dies zu feiern, haben wir den Titel Joy of Homeopathy gewählt – die Freude an der Homöopathie.

Wir möchten zeigen, dass unser Engagement weit über eine klassische Karriere oder finanzielle Interessen hinausgeht. Was uns eint, ist die Faszination der Heilungen, die wir mit der Homöopathie erfahren dürfen. Diese Verbindung möchten wir in Utrecht in Freude miteinander erleben.

Der Kongress wird eine einmalige Gelegenheit sein, Menschen aus allen Kontinenten mit spezifischem Wissen und Können zu begegnen. Es geht darum, zu reflektieren, was wir in den letzten 100 Jahren aufgebaut haben, und gleichzeitig gemeinsam die Zukunft zu gestalten – damit die Homöopathie weltweit weiter wächst und sich etabliert.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Kongresstitel „Joy of Homeopathy“?

Für mich bedeutet es, die Kraft der Homöopathie in den Mittelpunkt zu stellen. Es ist eine tiefe Freude, Menschen zu heilen, sie auf ihrem Weg zu begleiten und dabei die Kraft der Selbstheilung zu aktivieren. Diese Freude möchten wir auf dem Kongress mit der ganzen Welt teilen.

Auf welche Referentinnen und Referenten dürfen sich die Teilnehmenden freuen?

Wir haben das Glück, viele großartige Kollegen begrüßen zu dürfen. Dazu gehören die niederländischen und belgischen Allgemeinmediziner Wim Roukema, Bart Lambert und Resie Moonen. Auch Christina Ari und Enna Stallinga sowie Peter Tuminello aus Australien werden sprechen. Einige Referentinnen und Referenten sind im europäischen Raum weniger bekannt, sie bringen aber spannende neue Perspektiven mit.

…und wie siehts in Bereich Wissenschaft aus?

Wir haben spannende Referentinnen und Referenten aus der Forschung gewinnen können, zum Beispiel: Stephan Baumgartner, Alexander Tournier, Menachem Oberbaum, Massimo Mangiolavori, Clemens Dietrich, Michael Teut, Francisca Bleu, Petra Weiermayer, Katharina Gaertner oder Susann Buchheim-Schmidt.

Was sind für Sie Highlights des Kongresses?

Natürlich die vielen herausragenden Rednerinnen und Redner. Es gibt so viele spannende Vorträge und es ist unmöglich, alles zu hören. Leider verpasst man die Vorträge, die zeitgleich stattfinden.

Die große Nachfrage freut uns sehr: Wir mussten sogar einen zusätzlichen Saal anmieten, weil wir bereits über 300 Anmeldungen haben! Und auf unsere Posterausstellung bin ich gespannt. Wir haben einen Poster-Slot eingerichtet, täglich um 17:15 Uhr in der Ausstellungshalle.

Aber wir haben auch ein faszinierendes technisches Highlight: den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Wir stellen eine App zur Verfügung, die alle Vorträge direkt in über 30 Sprachen übersetzt. Eine große Herausforderung internationaler Konferenzen ist die Sprachbarriere – diese neue Technologie wird uns dabei helfen, uns noch besser zu verständigen.

Wenn Sie den Kongress in wenigen Sätzen zusammenfassen – was sind die zentralen Botschaften?

Die Homöopathie ist weltweit auf dem Vormarsch und wird zunehmend sichtbarer. Gleichzeitig wächst der Widerstand – manche sehen uns als Bedrohung. Wissenschaftliche Arbeiten, etwa von Prof. Michael Frass und Menachem Oberbaum, werden immer wieder mit Scheinargumenten attackiert. Doch wir lassen uns nicht beirren: Prof. Frass konnte diese Angriffe erfolgreich abwehren, sein Artikel wurde rehabilitiert.

Gerade jetzt ist es wichtig, als Gemeinschaft zusammenzustehen und unsere Kräfte zu bündeln. Homöopathie ist eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen Medizin, denn sie unterstützt die Selbstheilung und bringt den Körper zurück ins Gleichgewicht.

Vielfalt ist unsere Stärke – in der Natur wie in der Medizin. Deshalb wird auch die Agrohomöopathie auf unserem Kongress vertreten sein. Sie zeigt, wie Homöopathie zur Heilung unserer Erde, unserer Pflanzen und unserer Nahrung beitragen kann. Wir haben eine große Vision – und wir brauchen eine kritische Masse an Menschen, die sie mitträgt. Ich lade deshalb alle ein: Kommt und seid Teil dieser Erneuerung! Gemeinsam können wir viel bewegen.

Alle Informationen zum LMHI-Kogress erhalten Sie auf der Kongress-Webseite.

 

27 27 Februar

Interview: DZVhÄ-Vorsitzende Monika Kölsch über den LMHI-Kongress im Mai

Berlin, 27. Januar 2025. Im Interview geht DZVhÄ-Vorsitzende Monika Kölsch auf viele Hintergründe des LMHI-Kongresses vom 14.-17. Mai 2025 in Utrecht ein. Ärztin Monika Kölsch ist zugleich auch Finanzvorstand des homöopathischen Weltärzteverbandes LMHI, der vor 100 Jahren in den Niederlanden gegründet wurde. Der DZVhÄ verzichtet in diesem Jahr auf seinen Kongress, der zeitgleich stattgefunden hätte.

DZVhÄ-Vorsitzende Monika Kölsch

Unter dem Motto ‚Joy of Homeopathie‘ steht der Jubiläumskongress. Was verbinden Sie mit dem Kongress-Motto?

Freude an der Homöopathie kann es von vielen Seiten aus heißen: Die Freude der Patientinnen und Patienten gesund zu werden. Die Freude eine wirksame, aber doch sanfte Art der Medizin zu haben, um eine nachhaltige und dauerhafte Gesundheit zu erreichen. Die Freude eine Therapieform zu haben, die den ganzen Menschen im Blick hat: die Psyche, die Seele und den Körper. Eine medizinische Heilmethode, die ergründen muss, wie es dem Patienten wirklich geht. Wo die Frage „Wie geht es Ihnen?“ keine Floskel ist, sondern dringend notwendig ist um ggf. die Arzneimittelgabe anzupassen und den Therapieverlauf beurteilen zu können. Und last but not least: die Freude mit einer solchen Therapiemethode arbeiten zu können, ist für uns Therapeutinnen und Therapeuten sehr, sehr befriedigend, das weiß ich aus langjähriger Erfahrung.

Aus welchen Ländern kommen die Teilnehmenden hauptsächlich?   

Menschen von allen Kontinenten werden den Kongress in Utrecht besuchen. Die meisten Teilnehmer sind aus Europa zu erwarten. Ich hoffe natürlich, dass die deutschsprachigen Länder eine große Gruppe bilden – vor allem, da wir unseren DZVhÄ Kongress 2025 zu Gunsten dieses LMHI-Kongresses ausfallen lassen. Es werden aus Brasilien, Mexiko, Columbien, Chile, Südafrika, Japan, China, Bangladesch, Russland, Türkei, Australien, Israel, USA und Kanada – und aus vielen weiteren Ländern Teilnehmer erwartet. Das niederländische Organisationsteam um Dr. Gio Meijer wird eine Liste mit den teilnehmenden Ländern auf der Kongress-Webseite veröffentlichen. Interessant ist, dass es Übersetzungen mit Hilfe von KI in 38 Sprachen gibt – sofern man ein Smartphone und Kopfhörer hat.

Sprechen auch Referentinnen und Referenten, die in Europa eher unbekannt sind?

Das hoffe ich sehr, denn auf einem Weltkongress sollten neben den großen bekannten Namen auch unbekannte Referentinnen und Referenten zu Wort kommen. Wichtig ist die Qualität des Vortrages. Daher übernimmt ein wissenschaftliches Komitee die Auswahl der Abstracts.

Auf was freuen Sie sich persönlich?

Ich freue mich auf die persönliche Begegnung mit Kollegen aus aller Welt, den fachlichen Austausch, aber auch auf die kontroverse Diskussion und die daraus resultierenden vielen neuen Eindrücke, die man mit nach Hause nimmt.

Was macht den Kongress so attraktiv?

Einerseits das breit aufgestellte Themenfeld von Falldarstellungen über Homöopathie in den verschiedenen Fachdisziplinen von Kinderheilkunde, Allgemeinmedizin, Psychologie, Orthopädie, Gynäkologie, Onkologie bis zu Agrohomöopathie und Grundlagenforschung. Aber auch der Ort Utrecht, bekannt als „Klein Amsterdam“, ist äußerst reizvoll und bietet viele Attraktionen und Abwechslungen. Das Highlight des Kongresses ist, dass wir dort 100 Jahre LMHI feiern. Im Jahr 1925 wurde in Rotterdam die LMHI gegründet! Dazu wird es interessante Vorträge, Bilder und Filme geben.

Den Eröffnungsvortrag ‚Science of the Future‘ hält Dr. Alexander Tournier vom Homeopathy Research Institut (HRI). Wird damit auch der thematische Schwerpunkt des Kongresses gesetzt?

Auf diesen Vortrag freue ich mich schon sehr. Dr. Tournier hat ihm den Titel ‚Wissenschaft der Zukunft‘ gegeben und spricht damit die Homöopathie an, ich finde das eine ziemlich geniale Idee. Alexander Tournier ist ein Visionär. Genau das brauchen wir, in dieser für die Homöopathie nicht einfachen Zeiten.

Die Vortragsthemen sind eine Mischung wichtiger Themen aus der Praxis: Zahnmedizin, Onkologie, Frauen- und Kinderheilkunde, Geriatrie… Sind die Vorträge praxisbezogen aufgebaut?

Unbedingt. Anregungen zur Anwendung habe ich noch aus jedem Kongress mitgenommen. Natürlich sind nicht alle Vorträge  in der heimischen Praxis umzusetzen, aber manchmal müssen auch Informationen reifen, bis man sie umsetzen kann.

Homöopathie in der Veterinärmedizin ist auch in Deutschland und Europa ein wichtiges Thema. Setzt sich die Homöopathie im Stall weltweit durch?

Das kann ich nur hoffen, denn in der Praxis ist Homöopathie beim Tier schon weit verbreitet. Sportpferde werden genauso erfolgreich homöopathisch behandelt wie Haus- und Nutztiere. Biobauern setzen in Deutschland Homöopathie bei ihren Tieren sehr erfolgreich ein. Eine EU-Bio Verordnung schreibt dies sogar vor. In Österreich zum Beispiel gibt es eine starke Tierärztegemeinschaft, die homöopathisch therapiert. Deren Tierärztekammer hat vor kurzem offiziell ein „Pro-Homöopathie-Statement“ veröffentlicht. Ich würde mir wünschen, dass sich auch die Ärztekammern in Deutschland so eindeutig für die Homöopathie positionieren.

Alle Informationen zum LMHI-Kogress erhalten Sie auf der Kongress-Webseite.

 

28 28 Januar

Springers Vermächtnis: Ein Interview mit Dr. med. Karl Grunow

Berlin, 27. Januar 2025. Springers Vermächtnis – ein Interview mit dem Berliner Dematologen Dr. Karl Grunow, der über zehn Jahre regelmäßig an Supervisions-Seminaren von Dr. Springer teilgenommen hat. „Für mich hat er den Goldstandard der homöopathischen Arbeit gesetzt“, sagt Dr. Grunow im Interview, das von Dr. med. Ulf Riker, 2. Vorsitzender des DZVhÄ, geführt wurde.

Lieber Karl Grunow, Sie haben jüngst in München ein Seminar „Homöopathie in der Dermatologie“ gehalten, das unter den anwesenden Kolleginnen und Kollegen eine hervorragende Resonanz erfahren hat. Ähnliche Seminare von Ihnen gabs auch schon andernorts. „Funktioniert“ Homöopathie in Ihrem Fachbereich der Dermatologie besonders gut, weil man die Krankheit immer vor Augen hat, oder ist es im Gegenteil besonders schwierig, weil die Haut entsprechend der Hering`schen Regel ja auch die „Endstation“ eines „von innen nach außen“ darstellt?

Dr. Grunow: Anton Rohrer schaute mich im letzten Jahr mitleidig an, als ich ihm erzählte, dass ich vorwiegend chronisch Hautkranke behandele; ganz so tragisch ist es nun nicht. Eine richtige homöopathische Verschreibung ist bei chronischen Hautkrankheiten besonders gut sichtbar. Für Arzt und Patient ist allein das praktische Ergebnis entscheidend. Bei den Seminaren zeige ich aus didaktischen Gründen nur die erfolgreichen Behandlungen. Die Findung eines Arzneimittels, das dem Krankheitsverlauf eine entscheidende Wendung gibt, gelingt natürlich nicht immer, das unterscheidet sich somit nicht von der homöopathischen Behandlung anderer Krankheiten.

Ihre Fall-Schilderungen samt fotografischer Befunddokumentationen und Repertorisationen sind sehr präzise und nachvollziehbar, und Sie haben berichtet, dass unser hochverehrter, zu Beginn des neuen Jahres aber leider verstorbener Kollege Dr. Wolfgang Springer, Sie in Ihrem Arbeitsstil maßgeblich beeinflusst hat. Können Sie uns von dieser „homöopathischen Sozialisation“ berichten?

Dr. Grunow: Herr Springer hat halbjährlich ein Supervisionsseminar in München gehalten. Er machte im Hörsaal Liveanamnesen, gefolgt von einer Falldiskussion und Verschreibung, nach einem halben Jahr erschienen die Patienten zur Nachuntersuchung. Praxisnäher geht es nicht. Für mich hat er damit den Goldstandard der homöopathischen Arbeit gesetzt. Ich bin über zehn Jahre regelmäßig zu diesen Seminaren gefahren, mit Freude und Begeisterung! Die intensive Arbeitsatmosphäre war einzigartig. Besonders berührt hat mich die tiefe Menschlichkeit, mit der Herr Springer den PatientInnen begegnet ist, die manchmal hinter einem subtilen Humor versteckt war.

Wir haben in Ihren Fallschilderungen erleben können, was dieses „machts nach, aber machts genau nach“ konkret bedeutet. Würden Sie für uns bitte zusammenfassen, was zu diesem „machts genau nach“ dazugehört bzw. was Sie diesbezüglich von Wolfgang Springer gelernt haben?

Dr. Grunow: Die Anamnesetechnik war für mich sehr lehrreich, er hat durch seine akribischen Nachfragen die Besonderheit des Symptoms im vorliegenden Falle herausgearbeitet. Das hatte durchaus etwas Künstlerisches, ähnlich wie ein Bildhauer aus einem Stück Stein eine Skulptur formt.  Er blätterte dann im Beisein des Patienten im Repertorium, durch seine Erfahrung wusste er, welche Rubriken Trittsicherheit bieten. Und natürlich war es spannend, womit er die Fallanalysen begonnen hat: stets unter der Prämisse, nicht zu theoretisieren, sondern sich auf die Materia Medica zu beziehen. Bleibend in Erinnerung ist mir sein Seufzen, wenn er unsere Arzneimittelvorschläge gehört hat: „Da haben wir wieder ein Kessel Buntes“!

Das Vermächtnis von Wolfgang Springer ist ein großes. Was schlagen Sie vor, wie wir diesen Schatz am besten hüten, aber mehr noch für unsere jüngeren KollegInnen und die Zukunft der ärztlichen Homöopathie nutzbar machen?

Dr. Grunow: Der Prüfstein einer Methode ist die Praxis, nicht die Theorie. Und genau dies war die Stärke von Springers Seminaren, er hat sich getraut, ganz konkret seine Herangehensweise im vorliegenden Fall zu demonstrieren und sich am Verlauf messen zu lassen. Und das bei von erfahrenen HomöopathInnen erfolglos vorbehandelten PatientInnen ! Daher hoffe ich, dass Videoaufnahmen von den Springerseminaren für interessierte KollegInnen  zugänglich gemacht werden. Zudem ist sein zusammen mit Heinz Wittwer herausgegebenes Buch „Kombinierte Arzneimittel in der Homöopathie“ äußerst lesenswert.

Springer hat immer davon gesprochen, dass auf dem Weg des Lernens der Homöopathie „erst das Handwerk, dann das Kunsthandwerk und am Ende die Kunst“ stehen, „und zwar in genau dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt“. Brauchen wir womöglich eine verbandsinterne Diskussion darüber, wie wir diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden können? Und was wären Ihrer Meinung nach die zentralen Kriterien, die wir berücksichtigen müssen?

Dr. Grunow: Wenn wir uns weiter daranhalten, gut geprüfte Arzneimittel nach deutlich einzusehenden Gründen einzusetzen, so befinden wir uns auf einer sicheren Grundlage. Die weltweite Verbreitung zeigt die Praxistauglichkeit der Homöopathie. Neue Entwicklungen sind z.B. die Computerversion des Symptomenlexikons und „Phenomena- das Repertorium der Phänomene in der Praxis“ von Dr. Rainer Schäferkordt, die uns die Arbeit mit den Quellen vereinfachen. Denn nicht immer war bisher der Eintrag eines Arzneimittels in eine Rubrik im Repertorium nachvollziehbar.

Lieber Karl Grunow, wir danken Ihnen sehr herzlich für Ihre Zeit!

 

Zum DZVhÄ-Nachruf zu Dr. Springer

Homöopathie in der Dermatologie, Interview mit Dr. Grunow

 

 

28 28 Januar

AHZ 1/2025 DZVhÄ-Kongress Lindau 2024

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der ersten Ausgabe 2025 steht das Thema „DZVhÄ-Kongress Lindau 2024“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: DZVhÄ-Kongress Lindau, Mai 2024

von Bernhard Zauner und Holger Malchow

Homöopathiekongresse: Bereicherung für die Praxis

Homöopathiekongresse wie der Dreiländerkongress im Mai 2024 in Lindau sowie der LIGA-Kongress im Oktober 2024 in Sevilla sind auch für die eigene homöopathische Praxis eine große Bereicherung. Neben dem persönlichen Austausch gaben die Vorträge aus aller Welt einen beeindruckenden Überblick, welche Behandlungserfolge mit der Homöopathie möglich und welche Fortschritte in der Forschung zur Homöopathie erreicht worden sind.

Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Homöopathie

Das HRI (Homeopathic Research Institute) stellte fest: „There is good quality scientific evidence showing homeopathy works. Existing data is not consistent with homeopathy being a placebo effect. And the level of evidence for homeopathy is similar to that of many conventional medical treatments.“

Additive Homöopathie bei Lungenkarzinomen: Eine bahnbrechende Studie

Welcher persönliche Einsatz dahinter steht, um solche Aussagen treffen zu können, zeigt folgende Erfahrung: Die von Michael Frass et al. 2020 [DOI: 10.1002/onco.13548] publizierte prospektive, doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, dreiarmige Multicenter-Studie über den Einfluss additiver Homöopathie bei Patient*innen mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zeigte nicht nur eine verbesserte Lebensqualität, sondern auch ein deutlich verlängertes Überleben in der Homöopathiegruppe. Die dritte Gruppe, die lediglich als Kontrolle zum Überleben ohne jeglichen Kontakt zur Homöopathie diente, unterschied sich nicht signifikant von der Placebogruppe. Summa summarum hatte die Durchführung der Studie 10 Jahre gedauert.

Kontroverse und Klärung: Die Reaktionen auf die Studie

Es war klar, dass die Ergebnisse dieser Studie Wellen schlagen würden: Sehr bald wurde von bekannten Homöopathiegegnern bei der Medizinischen Universität Wien (MUW) moniert, dass die Studie fehlerhaft sei. Unter anderem wurden die Todesdaten angezweifelt. Die Studienautor*innen entkräfteten die Vorwürfe sofort, erhielten darauf jedoch keine Antwort.

Die MUW forderte nunmehr von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) eine Kommission zur Verfassung eines Gutachtens. Die Lebensqualitätsbögen wurden vom Erstautor auf Aufforderung sofort überbracht, danach war ein Jahr lang Funkstille.

Das abschließende Statement der ÖAWI

Vor ca. 2 Jahren wurde dann ein „Final Statement“ (FS) von der ÖAWI an die Autor*innen geschickt. Dabei handelt es sich nicht um ein wissenschaftliches Gutachten, sondern um ein Statement, das in keiner Hinsicht einem formalen Gutachten entspricht. Auch hier verweigerte die ÖAWI jedwede Stellungnahme und betonte, dass das FS von ihr nicht publiziert werden würde.

Der eigenen Fehlerhaftigkeit hinsichtlich Zeitangaben durch das offensichtlich in großer Hast verfasste FS nicht bewusst, warf die Kommission den Studienautor*innen unter anderem Manipulation und Fälschung vor und empfahl dem Journal The Oncologist, die Arbeit zurückzuziehen.

Bestätigung durch The Oncologist

Daraufhin leitete das Top-Journal The Oncologist eine ausführliche akademische Untersuchung ein. Über 2 Jahre wurden mit der Herausgeberin sowie mit Vertretern des National Cancer Institute und der National Institutes of Health sämtliche offenen Fragen und falschen Vorwürfe geklärt. Nach Durchsicht aller Daten und Unterlagen kam die Zeitschrift zu dem Ergebnis, dass die Studie bezüglich der ermittelten und interpretierten Daten hieb- und stichfest ist. Die Arbeit ist hiermit vollinhaltlich bestätigt und bleibt somit erhalten [Figg et al. 2024, DOI: 10.1093/oncolo/oyae252].

Artikel zu Vorträgen auf dem Dreiländerkongress in Lindau

Wie im letzten Heft angekündigt, sind in dieser Ausgabe weitere Artikel über Vorträge des Kongresses in Lindau zu lesen:

  • Nikolaus Hock (D) zeigt auf, wie bei einer schweren kindlichen Epilepsie, zu deren Behandlung sogar die Indikation zur Hemisphärektomie gestellt wurde, über Jahre die Homöopathie neben der konventionell-medizinischen Behandlung zum Therapieerfolg beitrug.
  • Anke Scheer (D) beschreibt die Therapie von Patienten mit Homöopathie und Osteopathie bei Verletzungen, insbesondere die Veränderungen im Gewebe.
  • Gisela Etter (CH) berichtet von der homöopathischen Behandlung von Post-Covid-19-Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis.
  • Andrea Mayer et al. (CH) stellen in einem Vortrag beim LIGA-Kongress in Sevilla die Behandlung von Nebenwirkungen nach der Covid-Impfung vor. Eine Fallstudie mit 40 Patient*innen zeigt, was die Homöopathie leisten kann.
Unterstützung durch Patientenorganisationen

Obwohl die Homöopathie in der Bevölkerung einen großen Rückhalt hat und diese ihre Integration in das Gesundheitswesen wünscht, haben die Patientenorganisationen wie der „Bundesverband Patienten für Homöopathie“ oder „Homöopathie Schweiz“ sowie in Österreich die „Initiative Homöopathie hilft“ erstaunlich wenig Mitglieder. Sollten wir nicht vermehrt unsere zufriedenen Patient*innen zur Unterstützung dieser Organisationen aufrufen?

20 20 Januar

Grüner Antrag ‚Homöopathie‘ ist medizinisch und wissenschaftlich unhaltbar

Berlin, 20. Januar 2025. Die GRÜNEN werden sich auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) am 26. Januar auch mit Anträgen zur Homöopathie beschäftigen müssen. Einer der Anträge fordert das Ende der Homöopathie in der gesetzlichen Krankenversicherung, die Begründung hält eine wissenschaftliche Betrachtung nicht Stand und ist medizinisch unsinnig.

Auf Initiative eines Pharmaziestudenten aus Berlin stellen 119 weitere GRÜNE für ihre Bundesdelegiertenkonferenz Ende Januar folgenden Antrag:

Wir setzen uns dafür ein, dass Leistungen nur dann von der Solidargemeinschaft übernommen werden, wenn sie medizinisch sinnvoll und gerechtfertigt sind und ihre Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen ist. Folglich lehnen wir die solidarische Finanzierung von homöopathischen Zubereitungen und anderen Präparaten ab, bei denen weder eine wissenschaftlich fundierte Wirksamkeit nachgewiesen noch eine quantitative und qualitative Analyse eines Wirkstoffs möglich ist.

Dieser Grüne Antrag ist aus mehreren Gründen kompletter Unfug
  • Ob ärztliche Leistungen „medizinisch sinnvoll und gerechtfertigt“ sind entscheiden weder Pharmaziestudenten noch die Politik, sondern ausschließlich Ärztinnen und Ärzte mit Praxiserfahrung und dem gewachsenen Vertrauen ihrer Patientinnen und Patienten, und zwar immer im konkreten Einzelfall sowie aufgrund entsprechender Befundlage, Prognose einer Krankheit und potenziell drohender Komplikationen.
  • Ob die „Wirksamkeit (einer Therapiemethode) wissenschaftlich erwiesen“ ist kann nur aufgrund einer vollständigen, aber nicht einer willkürlichen Auswahl relevanter Forschungsarbeiten beantwortet werden. Die in der Begründung zum Antrag genannten Veröffentlichungen des NHMRC (2015, sogenannte „Australien-Studie“) sowie der EASAC (2017) lassen nicht nur die erforderliche Aktualität vermissen, sondern sind – und waren von Anfang an – umstritten: einerseits wegen der zugrunde gelegten, unüblichen Studienkriterien (NHMRC – Folge: es blieben überhaupt nur noch 5 Studien übrig, keine davon zum Thema individualisierter Homöopathie) oder wegen eindeutiger Zielvorgaben (EASAC – das zu erzielende Ergebnis war bereits im Arbeitsauftrag vorgegeben).
  • Der Antrag ignoriert ohne jede Begründung die Existenz eines aktuellen (2023, Hamre et al.) systematischen Review über 6 placebokontrollierte Homöopathie- Metaanalysen und sein Ergebnis: Homöopathie wirkt besser als Placebo! Auf höchstem wissenschaftlichem Niveau angelegt zeigt diese Studie darüber hinaus, dass sowohl die methodische Qualität der eingeschlossenen Homöopathiestudien ähnlich war wie bei anderen klinischen Studien, und dass die Qualität der Gesamtevidenz für positive Homöopathie-Wirksamkeit ebenfalls ähnlich war wie in systematischen Reviews zu anderen medizinischen Interventionen.
  • Der Antrag unterstellt, Homöopathie sei nicht evidenzbasiert. Das Gegenteil ist der Fall: entsprechend der Definition der EbM nach Sackett erfüllt auch die Homöopathie alle drei Kriterien für evidenzbasierte Medizin: beste verfügbare externe Evidenz aus Studien (siehe oben, zusätzlich zahlreiche Ergebnisse aus der Grundlagen sowie der Versorgungsforschung), interne Evidenz im Sinne individueller klinischer Expertise der homöopathisch zusatzqualifizierten Ärztinnen und Ärzte, und nicht zuletzt die Berücksichtigung der Werte und Wünsche von Patienten (dokumentiert in entsprechenden Umfragen).
Der Grüne Antrag unterschlägt Fakten

Der Hinweis auf jährlich 20 Millionen Euro für Kostenerstattung von homöopathischen Mitteln unterschlägt zweierlei: der genannte Betrag liegt im Promillebereich (!) der Gesamtausgaben für Arzneimittel. Außerdem müssten für Krankheitssituationen, in denen homöopathische Arzneien verordnet wurden alternativ konventionelle Medikamente eingesetzt werden, die in der Regel teurer sind als ihre homöopathischen ‚Konkurrenten‘.

Es ist ohne Zweifel richtig, dass z.B. im Klimaschutz oder bei anderen Kernthemen der GRÜNEN „auf Erkenntnisse der Wissenschaft“ gesetzt wird bzw. „wissenschaftliche Standards“ Berücksichtigung finden. Dasselbe müsste freilich auch für die Auseinandersetzung mit Homöopathie gelten! Genau an diesem Punkt aber bleibt der Antrag gegen Homöopathie weit hinter seinem eigenen Anspruch zurück! Aus diesem Grund ist der Antrag in mehrfacher Hinsicht nicht konsequent zu Ende gedacht und legt den Verdacht nahe, dass beim Verfasser und seinen UnterstützerInnen eher weltanschauliche anstelle wissenschaftlicher Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Ein solches Prozedere ist aber argumentativ nicht redlich, vor Allem dann nicht, wenn es um die Selbstbestimmung von Menschen im Falle von Krankheit geht. Freiheitsrechte (der Patientinnen und Patienten) und freie Wahl von Therapieoptionen (auf dem Boden von partizipativer Entscheidungsfindung) sind auch im Bereich des Gesundheitswesens unseres Landes und ohne materielle Nachteile für jeden Einzelnen zu berücksichtigen!

Glaubwürdig im Sinne einer „vorausschauenden Gesundheitspolitik“, wie sie die GRÜNEN anstreben bleibt die Partei nur dann, wenn sie sich nachvollziehbar an ihren eigenen Ansprüchen messen lässt. Das ist beim vorliegenden Antrag nicht gegeben, deshalb sollten sich die Delegierten sehr ernsthaft mit den Fakten rund um die Homöopathie beschäftigen, bevor sie diesem wenig qualifizierten Antrag ihre Stimme geben!

Zum weiter Informieren
  • Auf der Seite www.faktencheck-homöopathie.de finden sich viele wissenschaftliche Studienergebnisse, und zwar in einer auch für Nicht-Mediziner gut verständlicher Darstellung.
  • Kennen Sie schon den neuen DZVhÄ-Podcast zur Homöopathie-Forschung? Hörenswert! Direkt mal reinhören.
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