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AHZ 5/2025 Forschung in der Homöopathie

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der fünften Ausgabe 2025 steht das Thema „Forschung in der Homöopathie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Forschung in der Homöopathie

von Holger Malchow

Frühe Debatten um Homöopathieforschung

Sommersemester 1993: Der Hörsaal des pharmakologischen Instituts der medizinischen Fakultät der Universität Homburg/Saar ist brechend voll. Nicht nur Medizinstudenten, sondern auch die Professoren und der Dekan des Instituts sind anwesend beim Vortrag von Dr. Henning Albrecht, dem Geschäftsführer der Karl und Veronica Carstens-Stiftung. Er spricht zum Stand der Forschung in der Homöopathie.

Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie der Stand der Forschung damals war, der Schlagabtausch nach dem Vortrag zwischen H. Albrecht und den Pharmazieprofessoren war hart, aber fair. Organisiert hatte ihn der studentische Arbeitskreis für Homöopathie der medizinischen Fakultät Homburg/Saar auf Anregung des Wilseder Forums für Homöopathie.

Historische Entwicklung der Homöopathieforschung

Das Forum, Zusammenschluss und Austauschplattform der studentischen Homöopathiearbeitskreise, entstand ein Jahr vorher durch großzügige Unterstützung der Carstens-Stiftung, die damals – im Gegensatz zu heute – die Forschung zur Homöopathie und die Integration der Homöopathie in die Universitäten und Kliniken großzügig förderte, wie z. B. am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München.

Die Homöopathieforschung war von Beginn an kein einfaches Terrain. Gegenwind bekamen die Forscher nicht nur von den konventionellen Medizinern, sondern vor allem aus den eigenen Reihen, den homöopathischen Ärztinnen und Ärzten. Man hatte Sorge, dass die klinischen Erfolge der Homöopathie in Studien nicht bestätigt werden könnten. Wie sollte man eine randomisierte Doppelblindstudie mit Erfolg durchführen, wo es doch bei der homöopathischen Behandlung auf das Individualisieren ankommt? Groß war die Bestürzung, als die Münchner Migränestudie von W. Springer und H. Walach keinen Vorteil für die Homöopathiegruppe zeigen konnte.

Dabei hatte bereits 1997 eine der ersten Metaanalysen doppelblinder Studien einen positiven Effekt der homöopathischen Arzneien gezeigt [Linde K et al. Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled trials. The Lancet 1997; 350 (9081): 834–843]. Zum Glück haben sich die Forscherinnen und Forscher vom Widerstand (und den Anfeindungen) aus den eigenen Reihen und den anfänglichen Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen.

Aktuelle Forschung und Projekte

In dieser Ausgabe lesen Sie im Interview mit Stephan Baumgartner, Universitäten Bern und Witten/Herdecke, warum ein Physiker sich entschieden hat, zur Homöopathie zu forschen, und wie er die Frage anging: Unterscheiden sich homöopathische Arzneien, das heißt potenzierte Substanzen, signifikant von Placebo? Wie ist es in der Grundlagenforschung mit der Individualisierung? Stephan Baumgartner gibt einen detaillierten und spannenden Einblick in seine nun rund 30-jährige Forschungstätigkeit.

Paul Doesburg beschreibt in seinem Artikel ein für die Grundlagenforschung wichtiges Modell der computergestützten Analyse von Kristallisationsbildern von Kressekeimlingen unter Stannum metallicum. Welchen Einfluss haben Handystrahlungen auf die Wirkung der homöopathischen Arzneimittel?

Neben P. Doesburg ist auch Maria Olga Kokornaczyk Mitglied der Forschungsgruppe von Stephan Baumgartner. In ihrem Artikel gibt sie einen Überblick über den Einsatz formgebender Verfahren, wie z. B. die Tropfenverdunstungsmethode in der Homöopathieforschung.

Katharina Gärtner beschreibt in ihrem Artikel ihren persönlichen Weg in der klinischen Forschung, der u. a. zur Publikation der Datenbank HOMIS Bibliografie, einer Zusammenstellung kontrollierter klinischer Studien zur Homöopathie, führte.

Zur Versorgungsforschung zu zählen ist das Projekt Empirium: Rainer Schäferkordt stellt nach 8 Jahren Arbeit/Forschung/Entwicklung erste Ergebnisse des WissHom-Projekts Falldokumentation, einer prospektiven Datenerhebung, aus dem Praxisalltag vor. Bedauerlich, dass nur 4 (!) von über 2000 in Deutschland praktizierenden homöopathischen Ärztinnen und Ärzten an dem Projekt teilgenommen haben.

Bedeutung der Forschung für die Homöopathie

Wie wichtig die Forschung zur Homöopathie ist, zeigt sich immer wieder in der Auseinandersetzung mit den Homöopathiegegnern, wie zuletzt in der Schweiz. Dort sollte über eine Motion im Bundesparlament die Komplementärmedizin über die Hintertür aus der Grundversicherung ausgeschlossen werden. Der Ständerat (die 2. Kammer des Parlaments) hatte die Motion ohne Gegenstimme abgelehnt – ein Beispiel für erfolgreiches Lobbying dank hervorragender Forschungsergebnisse und dem Einsatz der Kollegenschaft.

Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Holger Malchow

2025-11-27T08:41:53+01:00

AHZ 4/2025 Blütezeit der Homöopathie

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der vierten Ausgabe 2025 steht das Thema „Blütezeit der Homöopathie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Blütezeit der Homöopathie

von Bernhard Zauner

Letzte Blütezeit der Homöopathie

Blütezeiten gab es in der gut 200-jährigen Geschichte der Homöopathie immer wieder sowie auch die Entwicklung in die Gegenrichtung. Die letzte Blütezeit der Homöopathie lag in den beginnenden 1980er- und 1990er- bis in die frühen 2000er-Jahre. Damals erreichte die Homöopathie einen Höhepunkt an Popularität, insbesondere in vielen Ländern Europas und anhaltend z. B. in Indien.

Es gab mehrere Gründe, die dazu beitrugen: Viele Menschen suchten nach Heilmethoden als Ergänzung zur konventionellen Medizin. Zu dieser Zeit wurden verschiedene alternative Heilmethoden, Naturheilkunde und ganzheitliche Ansätze bis zur Esoterik populär. In Deutschland wurde 1976 die Homöopathie offiziell als besondere Therapierichtung in die Arzneimittelgesetzgebung aufgenommen, was ihren Status stärkte. Viele gesetzliche Krankenkassen begannen – wegen der gesetzlichen Lage – homöopathische Behandlungen zu erstatten.

Institutionalisierung und gesellschaftliche Akzeptanz

Die Homöopathie war salonfähig, zahlreiche Prominente, darunter Ärzte und Politiker (Karl und Veronica Carstens-Stiftung), unterstützten sie öffentlich. Es gab zahlreiche – und glücklicherweise gibt es manche davon noch immer – Lehrstühle und Forschungsprojekte zur Homöopathie an verschiedenen Universitäten, inklusive Lehrveranstaltungen für Student*innen, Aus- und Fortbildung, anerkannt von den Ärztekammern. Fachzeitschriften und Bücher zur Homöopathie erreichten eine große Leserschaft. Vor etwa 30 Jahren erlebte sie eine neue und die bisher letzte Renaissance in Europa.

In dieser Zeit kam auch das gegenwärtige Herausgeberteam der AHZ in Kontakt mit der Homöopathie. Für mich war es während des Medizinstudiums kein Widerspruch, mich mit beiden „Welten“ zu beschäftigen und mein Wissen zu vertiefen. Die Student*innen forderten damals Vorlesungen zur Homöopathie; in den Hörsälen der damaligen Fakultät für Medizin der Universität Wien (heute MUW), war es kein Problem, entsprechende Veranstaltungen zu organisieren. Ein paar Studentengenerationen später wird an dieser Universität ein Wahlfach zur Esoterik in der Medizin angeboten, in dem die Homöopathie naturgemäß nicht gut wegkommt; was zählt, ist Evidence-Based Medicine, geschuldet der materialistischen Weltanschauung des Transhumanismus.

Wandel des Zeitgeists und naturwissenschaftlicher Druck

Die Gründe für diese Veränderung sind im Wandel des Zeitgeistes zu suchen, der auch vor der Medizin nicht haltmacht. So war es bereits im 19. Jahrhundert: Johann Emanuel Veith, Homöopath, Arzt und Priester, war ein „Star“ seiner Zeit, er predigte im Wiener Stephansdom über die erfolgreiche homöopathische Cholera-Behandlung. Kurz danach kam es zum Niedergang der Homöopathie. Es waren die aufkommenden Erfolge in den Erkenntnissen der Bakteriologie – der Cholera-Erreger wurde entdeckt – und den anderen Naturwissenschaften, die begeisterten.

Heute wird gemessen und überwacht, biometrische Daten werden übertragen und gesammelt, zur scheinbaren Optimierung der Menschheit. Zusätzlich hat sich eine Cancel Culture entwickelt: Was nicht Fakt ist, ist Fake. Mit diesem Heft soll auf diese Zeit zurückgeblickt und diese Periode ein wenig dokumentiert werden. Dies soll nicht pessimistisch wirken, denn die Homöopathie ist bisher noch nie untergegangen.

Veith schrieb:
„Ein spanisches Sprichwort vergleicht die Wahrheit mit dem Öle, welches, noch so sehr im Wasser gerüttelt, immer wieder emporsteigt. Die homöopathische Heilmethode […] wird von Freund und Feind mächtig geschüttelt, gerüttelt und geläutert; sie wird nicht untergehen.“
(Quelle: Internationale Homöopathische Presse 1876, VII. und VIII. Band, S. 129–140)

Perspektiven und Beiträge in diesem Heft

Heiner Frei, dessen Polaritätsanalyse in den letzten Jahren die Entwicklungen in der Homöopathie prägte, ist in diesem Heft vertreten. Er beschreibt die Methode vom Beginn bis zu den aktuellen Entwicklungen.

Carl Rudolf Klinkenberg widmet sich in seinem Artikel der Entwicklung unserer „Werkzeuge“ in der täglichen Praxis, das sind die Repertorien und natürlich die Materia medica. Im ersten Teil seines Artikels beschäftigt sich der Autor mit der anfänglichen kritischen Sicht auf die Repertorien und mit den Versuchen, solche zu entwickeln, und zwar in der Frühzeit der Homöopathie.

Dario Spinedi schreibt über die Entwicklung der „Kent-Methode“ bis zum Einsatz in seiner Klinik im Tessin.

2025-08-04T14:50:37+02:00

AHZ 3/2025 Homöopathie international

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der dritten Ausgabe 2025 steht das Thema „Homöopathie international“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Homöopathie international

von Christian Lucae

Zeiten des Umbruchs

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs: Klima- und Wirtschaftskrise, Kriege, Populismus, Inflation – und als ob dies noch nicht genug wäre: Getriggert durch die Wahl eines neuen amerikanischen Präsidenten sind noch weitere Unwägbarkeiten auf vielen politischen Schauplätzen entstanden. Durch das Abwenden der USA von Europa steht das Jahr 2025 ganz im Licht einer beispiellosen militärischen Aufrüstung.

Auch die Homöopathie ist von Umbrüchen nicht verschont geblieben. Die goldene Ära seit den 1990er-Jahren ist schon einige Zeit lang in Auflösung begriffen, der Nachwuchs bleibt aus, Ausbildungsmodule können aufgrund fehlender Teilnehmerinnen und Teilnehmer oft nicht stattfinden, die Ärztekammern canceln die Zusatzbezeichnung, und natürlich kommt – zumindest in Europa – die demografische Entwicklung zum Tragen: Zahlreiche Ärztinnen und Ärzte der Generation „Babyboomer“ geben aus Altersgründen ihre praktische Tätigkeit auf.

100 Jahre LMHI – ein internationales Netzwerk

Es gibt aber nicht nur Umbrüche, sondern auch bemerkenswerte Kontinuitäten: In diesem Jahr wird die Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis (LMHI) 100 Jahre alt. Am 10. September 1925 gegründet, hat sich durch diese Organisation ein Netzwerk homöopathischer Ärztinnen und Ärzte weltweit etabliert. 14 Mitglieder aus 9 Ländern waren bei ihrer Gründung in Rotterdam anwesend. Aktuell stammen die Mitglieder aus weit über 70 Ländern.

Der erste Präsident wurde Roy Upham (1879–1956) aus den USA; die aktuelle Präsidentin, Altunay Ağaoğlu, kommt aus der Türkei. Die LMHI war bis 2012 in Genf beheimatet, seit 2013 befindet sich ihr Sitz in Köthen.
Die Ziele der LMHI – oft auch nur „die Liga“ genannt – waren und sind bis heute die Entwicklung und Sicherung der Homöopathie weltweit, die Schaffung einer Verbindung zwischen approbierten Homöopathen und Homöopathinnen mit medizinischen, tierärztlichen, zahnmedizinischen oder pharmazeutischen Abschlüssen und Gesellschaften sowie an Homöopathie interessierten Personen (www.lmhi.org/Home/AboutUs).

Weltkongresse und aktuelle Beiträge

Für die meisten praktizierenden Ärztinnen und Ärzte wird die LMHI in den jährlich stattfindenden Kongressen wohl am besten sichtbar. Der erste Weltkongress wurde 1926 in Paris abgehalten, der aktuelle Kongress zum 100. Jubiläum fand vom 14.–17. Mai 2025 – wenige Tage vor Erscheinen der vorliegenden Ausgabe der AHZ – in Utrecht statt.

Die vielfältige Welt der Homöopathie spiegelt in gewisser Weise auch unser aktuelles Heft wider: Im zweiten Teil ihres Aufsatzes (der erste Teil ist in der AHZ 4/2024 nachzulesen) berichten Susann Buchheim-Schmidt und Ralf Schwarzbach über die Potenzierung und deren unterschiedliche Spielarten in den homöopathischen Arzneibüchern weltweit. Eine Geschichte der Kontinuität ist die enorme Verbreitung der Homöopathie in Indien: Dies wird im Interview mit Roya Varanasi aus Neu-Delhi deutlich, das Michael Teut im vergangenen Jahr geführt hat. Marion Baschin erläutert uns die digitalen Angebote des Instituts für Geschichte der Medizin, die die homöopathiegeschichtlichen Schätze des Instituts in ein neues Licht rücken, und lädt gleichzeitig zu einem Besuch vor Ort in Stuttgart ein. Michael Hadulla beschreibt in seinem Beitrag die homöopathische Mittelfindung bei Lumbago eines 75-jährigen Patienten als „Odyssee durch die Polychreste“.

Gemeinsam für die Zukunft der Homöopathie

Wie sollen wir in der Homöopathie auf die vielen Umbrüche reagieren? Die LMHI macht es vor: Die verschiedenen homöopathischen Gesellschaften sollten gemeinschaftlich agieren. Autorinnen und Autoren, die eine Verwässerung der Homöopathie Hahnemanns fürchten und die Aus- und Abgrenzung anderer Methoden – manchmal sogar fast im Sinne einer Cancel Culture – betreiben, sollten erkennen, dass uns dieses Denken langfristig nicht weiterhilft.

Vor bald 40 Jahren hielt Will Klunker einen Vortrag über die Grundlagen im Organon und schloss: „Dies faßt nochmals zusammen, was Hahnemann für immer unter Homöopathie verstand, die man heute allerdings genötigt ist, durch den Zusatz ‚genuin‘ eigens zu benennen, wenn man von ihr zu sprechen hat“ [ZKH 1998, 42: 181]. Ob „klassisch“, „genuin“ oder sonstige Vornamen – am Ende gibt es nur die eine Homöopathie. Statt die Unterschiede verschiedener Strömungen herauszustellen, sollten wir uns auf diese gemeinsamen Grundlagen besinnen, die die Homöopathie zusammenhalten. Es geht nur gemeinsam!

2025-05-19T15:04:34+02:00

AHZ 2/2025 Verifikationen

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der zweiten Ausgabe 2025 steht das Thema „Verifikationen“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Verifikationen

von Daniela Albrecht

Verifikationen in der Homöopathie

Dieses Heft beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Thema Verifikationen. Das Wort bedeutet die Richtigkeit darlegen, beweisen, beglaubigen. Es leitet sich von den lateinischen Wörtern „verus“ (wahr, wirklich) und „facere“ (tun, machen) ab. Die Richtigkeit unserer Materia medica bleibt ein immerwährendes und wichtiges Thema in der Homöopathie. Wie kommen wir aber voran?

Eine Möglichkeit ist das Verfassen einer Verifikation aufgrund von eigenen Heilerfahrungen nach Verordnung eines homöopathischen Mittels. Um dabei möglichst standardisiert vorzugehen, wurden Basiskriterien zur Verifikation festgelegt:

  • Das Symptom muss eindeutig und dauerhaft, das heißt unter ausreichender Nachbeobachtungszeit verschwunden sein (bei akuten Erkrankungen mindestens 4 Wochen, bei chronischen Erkrankungen mindestens 2 Jahre).
  • Es sollten möglichst charakteristische und deutlich ausgeprägte Symptome verifiziert werden.
  • Es sollten nur deutlich wahrnehmbare, krankhafte Veränderungen verifiziert werden, keine Hypothesen oder Interpretationen.
  • Eine Verifikation muss auf eine einzige Arznei zurückführbar sein.
  • Die Verifikation sollte möglichst eindeutig auf die homöopathische Arznei und nicht auf andere Therapien zurückgeführt werden können.
  • Die Verifikation sollte möglichst eindeutig auf die homöopathische Arznei und nicht auf andere Umstände (z. B. Änderung der Lebenssituation, Ausschaltung krank machender Faktoren) zurückgeführt werden können.
  • Bei akuten Erkrankungen muss die Abheilung auffallend schneller erfolgen, als es für einen Spontanverlauf zu erwarten wäre.

Sicher nicht immer einfach einzuhaltende Kriterien, aber ein Standard sollte auch die höchste zu erreichende Stufe zeigen, und kleinere Abstriche müssen wir beim Arbeiten außerhalb des Reagenzglases akzeptieren. Wie gut es wirkt und hilft, sehen wir trotzdem.

Fallbeispiele und ihre Bedeutung

In diesem Heft haben verschiedene Autoren dargestellt, wie gut behandelte Fälle dazu beitragen können, unsere Materia medica sicherer zu machen, sodass wir nach der genauen Anamnese, Analyse und Repertorisation ein zuverlässiges Mittel finden.

Neben häufigeren Mitteln wie Phosphorus, Hamamelis und Argentum nitricum finden Sie im Heft auch Verifikationen und Kasuistiken zu Menyanthes, Lac defloratum, Tarentula, Laurocerasus, Kola und Muriaticum acidum. Vielleicht erfüllen nicht immer alle jeden Punkt der oben genannten Kriterien, aber sicher trägt jeder Artikel dazu bei, unsere aktuelle Praxis und den Stand der Homöopathie festzuhalten.

Darüber hinaus schauen wir mit dem Artikel zur „Quantum Logic Medicine“ auf eine besondere Art der Homöopathie, die durch Prof. Walter Köster entwickelt wurde.

Die Bedeutung des Schreibens für die Homöopathie

„Wer schreibt, der bleibt“ – ein altes Sprichwort, das oft von einigen Professoren aus meiner Universitätszeit verwendet wurde, um uns für das wissenschaftliche Arbeiten oder eine Doktorarbeit zu gewinnen. Ich empfinde es weiterhin als aktuell und zeitgemäß.

Leider wird es immer schwieriger, Autoren zu finden und Kollegen zu bewegen, ihre Erkenntnisse und Fälle zu Papier zu bringen. Dabei ist es doch eine gute Möglichkeit, etwas aus der eigenen Praxis, seinem Arbeiten und von sich zu hinterlassen. Ich würde mir wünschen, dass das Schreiben wieder populärer wird.

2025-03-21T12:40:55+01:00

AHZ 1/2025 DZVhÄ-Kongress Lindau 2024

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der ersten Ausgabe 2025 steht das Thema „DZVhÄ-Kongress Lindau 2024“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: DZVhÄ-Kongress Lindau, Mai 2024

von Bernhard Zauner und Holger Malchow

Homöopathiekongresse: Bereicherung für die Praxis

Homöopathiekongresse wie der Dreiländerkongress im Mai 2024 in Lindau sowie der LIGA-Kongress im Oktober 2024 in Sevilla sind auch für die eigene homöopathische Praxis eine große Bereicherung. Neben dem persönlichen Austausch gaben die Vorträge aus aller Welt einen beeindruckenden Überblick, welche Behandlungserfolge mit der Homöopathie möglich und welche Fortschritte in der Forschung zur Homöopathie erreicht worden sind.

Wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Homöopathie

Das HRI (Homeopathic Research Institute) stellte fest: „There is good quality scientific evidence showing homeopathy works. Existing data is not consistent with homeopathy being a placebo effect. And the level of evidence for homeopathy is similar to that of many conventional medical treatments.“

Additive Homöopathie bei Lungenkarzinomen: Eine bahnbrechende Studie

Welcher persönliche Einsatz dahinter steht, um solche Aussagen treffen zu können, zeigt folgende Erfahrung: Die von Michael Frass et al. 2020 [DOI: 10.1002/onco.13548] publizierte prospektive, doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, dreiarmige Multicenter-Studie über den Einfluss additiver Homöopathie bei Patient*innen mit nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) zeigte nicht nur eine verbesserte Lebensqualität, sondern auch ein deutlich verlängertes Überleben in der Homöopathiegruppe. Die dritte Gruppe, die lediglich als Kontrolle zum Überleben ohne jeglichen Kontakt zur Homöopathie diente, unterschied sich nicht signifikant von der Placebogruppe. Summa summarum hatte die Durchführung der Studie 10 Jahre gedauert.

Kontroverse und Klärung: Die Reaktionen auf die Studie

Es war klar, dass die Ergebnisse dieser Studie Wellen schlagen würden: Sehr bald wurde von bekannten Homöopathiegegnern bei der Medizinischen Universität Wien (MUW) moniert, dass die Studie fehlerhaft sei. Unter anderem wurden die Todesdaten angezweifelt. Die Studienautor*innen entkräfteten die Vorwürfe sofort, erhielten darauf jedoch keine Antwort.

Die MUW forderte nunmehr von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) eine Kommission zur Verfassung eines Gutachtens. Die Lebensqualitätsbögen wurden vom Erstautor auf Aufforderung sofort überbracht, danach war ein Jahr lang Funkstille.

Das abschließende Statement der ÖAWI

Vor ca. 2 Jahren wurde dann ein „Final Statement“ (FS) von der ÖAWI an die Autor*innen geschickt. Dabei handelt es sich nicht um ein wissenschaftliches Gutachten, sondern um ein Statement, das in keiner Hinsicht einem formalen Gutachten entspricht. Auch hier verweigerte die ÖAWI jedwede Stellungnahme und betonte, dass das FS von ihr nicht publiziert werden würde.

Der eigenen Fehlerhaftigkeit hinsichtlich Zeitangaben durch das offensichtlich in großer Hast verfasste FS nicht bewusst, warf die Kommission den Studienautor*innen unter anderem Manipulation und Fälschung vor und empfahl dem Journal The Oncologist, die Arbeit zurückzuziehen.

Bestätigung durch The Oncologist

Daraufhin leitete das Top-Journal The Oncologist eine ausführliche akademische Untersuchung ein. Über 2 Jahre wurden mit der Herausgeberin sowie mit Vertretern des National Cancer Institute und der National Institutes of Health sämtliche offenen Fragen und falschen Vorwürfe geklärt. Nach Durchsicht aller Daten und Unterlagen kam die Zeitschrift zu dem Ergebnis, dass die Studie bezüglich der ermittelten und interpretierten Daten hieb- und stichfest ist. Die Arbeit ist hiermit vollinhaltlich bestätigt und bleibt somit erhalten [Figg et al. 2024, DOI: 10.1093/oncolo/oyae252].

Artikel zu Vorträgen auf dem Dreiländerkongress in Lindau

Wie im letzten Heft angekündigt, sind in dieser Ausgabe weitere Artikel über Vorträge des Kongresses in Lindau zu lesen:

  • Nikolaus Hock (D) zeigt auf, wie bei einer schweren kindlichen Epilepsie, zu deren Behandlung sogar die Indikation zur Hemisphärektomie gestellt wurde, über Jahre die Homöopathie neben der konventionell-medizinischen Behandlung zum Therapieerfolg beitrug.
  • Anke Scheer (D) beschreibt die Therapie von Patienten mit Homöopathie und Osteopathie bei Verletzungen, insbesondere die Veränderungen im Gewebe.
  • Gisela Etter (CH) berichtet von der homöopathischen Behandlung von Post-Covid-19-Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis.
  • Andrea Mayer et al. (CH) stellen in einem Vortrag beim LIGA-Kongress in Sevilla die Behandlung von Nebenwirkungen nach der Covid-Impfung vor. Eine Fallstudie mit 40 Patient*innen zeigt, was die Homöopathie leisten kann.
Unterstützung durch Patientenorganisationen

Obwohl die Homöopathie in der Bevölkerung einen großen Rückhalt hat und diese ihre Integration in das Gesundheitswesen wünscht, haben die Patientenorganisationen wie der „Bundesverband Patienten für Homöopathie“ oder „Homöopathie Schweiz“ sowie in Österreich die „Initiative Homöopathie hilft“ erstaunlich wenig Mitglieder. Sollten wir nicht vermehrt unsere zufriedenen Patient*innen zur Unterstützung dieser Organisationen aufrufen?

2025-01-28T08:55:32+01:00

AHZ 5/2024 Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie

Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der fünften Ausgabe 2024 steht das Thema „Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.

Editorial: Theoretische Aspekte und klinische Anwendungen der Homöopathie

von Dr. Ulrich Koch

Beliebtheit der TCIM trotz Gegenwind

Bei allem Gegenwind, den wir Homöopathen im Augenblick erfahren, zeigt eine aktuell veröffentlichte, repräsentative Onlinestudie in Deutschland, dass sich die inzwischen als traditionelle, komplementäre und integrative Medizin (TCIM) bezeichneten Behandlungsformen in unserem Land einer unveränderten Beliebtheit erfreuen. 70 % der Bevölkerung geben an, sich mit diesen Therapieverfahren schon einmal behandeln haben zu lassen. Fast 40 % schreiben der TCIM eine wichtige Rolle bei der Behandlung gesundheitlicher Probleme zu.

Bekanntheit der Homöopathie bleibt hoch

Im Rahmen dieser Untersuchung wurde auch die Vertrautheit mit den verschiedenen Verfahren abgefragt. 95,1 % der Befragten waren auch mit der Homöopathie bekannt [Jeitler et al. 2024 / DOI: 10.3389/fmed.2024.1372924]. Hier dürfen wir uns auch einmal fragen, ob die Gegner der Homöopathie nicht vielleicht einfach Werbung für uns machen. Denn andererseits zeigen gerade die beiden Studien, die in der Rubrik „Internationale Referate“ vorgestellt werden, dass der ohnehin magere wissenschaftliche Boden unter den Homöopathiekritikern empfindlich dünner wird.

Schmerz und Leiden in der Medizin

Der Schwerpunkt dieses Heftes liegt auf der klinischen Anwendung der Homöopathie. Voranstellen werden wir diesem Thema einen wichtigen medizintheoretischen Artikel von Josef M. Schmidt. Er arbeitet historisch gut hergeleitet verschiedene Aspekte medizinischen Handelns und ihre Bedeutung gerade für die Homöopathie heraus. Dabei spielt der zu wenig beachtete Umgang mit Schmerz und Leiden, wie er sich in der konventionellen Medizin etabliert hat, eine bedeutende Rolle.

Palliativgesellschaft: Schmerz als transformative Kraft

In seiner kleinen Schrift „Palliativgesellschaft“ setzt sich der Philosoph Byung-Chul Han [Berlin: Matthes & Seitz; 2022] mit den algophoben Strukturen in Medizin und Gesellschaft auseinander. Er arbeitet deren kontraproduktive Konsequenzen für die Gesundheit heraus. Schmerz besitzt eine transformative und heilsame Kraft, deren Wert wir für die Medizin wieder neu erfassen und anwenden lernen müssen, wozu dieser Artikel einen wichtigen Beitrag leisten kann.

Klinische Anwendung der Homöopathie: Beispiele aus der Praxis

Der Einsatz der Homöopathie in der psychosomatischen Klinik Lahnhöhe wird von Christine Eick praxisnah und an Fallbeispielen dargestellt. Hierbei werden die besonderen Möglichkeiten und Limitationen im Klinikalltag gut erkennbar. Einen ganz anderen Fokus hat die englischsprachige Arbeit von Madhuri Vaidyeswar und Disha Rao. Sie untersuchen in einer retrospektiven Studie die Effektivität früher homöopathischer Interventionen bei Kindern mit Autismus-Spektrum-Störungen in Indien. Dabei zeigen sie auf, wie wichtig ein früher Behandlungsbeginn für ein möglichst gutes Behandlungsergebnis ist.

In einer Kasuistik zeigt Alexandra Höf, wie weit auch unter intensivmedizinischen Umständen eine erfolgreiche Behandlung einer Sinusvenenthrombose bei einem Säugling gelingen kann. Schließlich gibt Holger Malchow in der Rubrik „Homöopathie Basics“ einen Überblick über den Einsatz von Q-Potenzen. Er illustriert die praktische Anwendung am Einsatz in der Clinica Dr. Spinedi in Orselina.

Vielseitigkeit und Integration der Homöopathie

Natürlich umfasst dieses Heft nur einen kleinen Teil des Spektrums klinischer Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie, umreißt aber deren Spannweite und lässt ahnen, wie vielseitig und integrativ der Einsatz in einem ganzheitlichen Medizinsystem sein kann.

2024-11-20T13:37:25+01:00

Die neue GOÄ ist veröffentlicht – aber noch nicht gültig

Berlin, 26.09.2024. Die neue GOÄ befindet sich auf der Zielgeraden. Am 12. September 2024 gab die Bundesärztekammer (BÄK) die Endfassung bekannt. Diese wurde zwischen dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV), der BÄK und unter Zustimmung der Beihilfestellen ausgehandelt. Nun ist die Politik am Zug und wird sich mit der neuen GOÄ beschäftigen.

Der DZVhÄ, vertreten durch die Privatarzt-AG, war von Anfang an an diesem über mehr als 10 Jahre dauernden Prozess beteiligt.
Wie der DZVhÄ die neue Gebührenordnung einschätzt und wie homöopathisch tätige Privatärztinnen und Privatärzte in Zukunft abrechnen können, lesen Sie hier im Mitgliederbereich.

 

2024-11-22T17:12:49+01:00

DocCheck und die Homöopathie – eine DZVhÄ-Antwort

Berlin, 24.09.2024. DocCheck arbeitet sich an der Homöopathie ab. Ende Juli erschien der Beitrag „Das Homöopathen-Verbot kommt“. In diesem Beitrag verbreiten die Autoren falsche Aussagen über den Stand der Homöopathie-Forschung. Auf DZVhÄ-Nachfrage erhielten wir zwar eine (süffisante) Antwort, aber Belege für die Aussage, die die ärztliche Homöopathie in das Reich der Glaubensbekenntnisse rückte, blieben jedoch aus.
Mitte September veröffentlichte DocCheck den Beitrag „Die Abrechnungskünstler“. Homöopathie ist in das Gesundheitssystem integriert, das zeigen auch die Selektivverträge Homöopathie. Daraus einen organisierten Abrechnungsbetrug zu unterstellen und lediglich Vermutungen und Spekulationen anzuführen, ist seriösem Journalismus nicht würdig.

Ein Fakten-Check zeigt die Mängel des Beitrags

Beliebtheit der Homöopathie und Wettbewerbsvorteil der Krankenkassen

▶️ Ob die Aufnahme der Homöopathie als freiwillige Satzungsleistung der Krankenkassen ein Instrument zur Kundenbindung ist, ist spekulativ und sei dahingestellt. Richtig ist, dass Homöopathie bei den Versicherten beliebt ist. Weder Herr Windeler noch die DocCheck-Redaktion, die sich das Windeler-Zitat zu eigen machen, reflektieren die Frage, warum Patientinnen und Patienten Homöopathie so stark nachfragen und auch warum sie einen Wettbewerbsvorteil für die Krankenkassen darstellen könnte? Und das trotz der harschen Kritik, die seit Jahren in Medien an der Homöopathie geübt wird.
Offensichtlich spiegelt sich gerade in dem Wunsch von Patientinnen und Patienten nach Erstattung ihre positive Erfahrung mit der Homöopathie. Diese komplett zu ignorieren, erscheint aus Sicht Betroffener ignorant. Die mittlerweile in vielen Leitlinien verankerte „Gemeinsame Entscheidungsfindung“ (Shared decision making), die Patientinnen und Patienten explizit das Recht zugesteht über ihre Behandlung mitzuentscheiden, die Berücksichtigung der Erfahrungen und der Lebenswelt betroffene Menschen, ist im Übrigen ebenso ein Bestandteil Evidenzbasierter Medizin.

Unkenntnis der Wirksamkeitsprüfung

▶️ Das Zitat des BfarM als Hinweis auf einen angeblich fehlenden Wirksamkeitsnachweis zu werten, beruht auf einem Mangel der Kenntnis der Sachlage. Während im Rahmen einer konventionellen Arzneimittelstudie bei einer Indikation die Wirksamkeit eines Wirkstoffs geprüft wird, ist es bei Homöopathie-Studien mit Einzelmitteln so, dass auch bei einer definierten Indikation aus einer Vielzahl von Arzneimitteln, je nach vorliegender individuellen Symptomatik, verschiedene Arzneimittel gewählt werden. Insofern ergibt sich die Wirksamkeit in einer Homöopathie-Studie nicht aus der Wirkung eines Arzneimittels, sondern aus der Wirksamkeit verschiedener Arzneimittel – je nach individueller Symptomatik.
Deshalb sind homöopathischen Einzelmitteln auch keiner Indikationen zugeordnet. Um diesen Widerspruch zu pharmakologisch wirkenden, indikationsbezogen eingesetzten Arzneimitteln aufzulösen bzw. Rechnung zu tragen, wurde die Registrierung homöopathische Einzelmittel eingeführt. Dies ist keine Privilegierung der Homöopathie, sondern eine adäquate administrative Handhabung.
Daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, Homöopathie habe ihre Wirksamkeit nicht unter Beweis gestellt, ist schlichtweg falsch.
Der DZVhÄ stellte DocCheck umfangreiches Material zur Verfügung, aus dem die Wirksamkeit der Homöopathie hervorgeht. Es ist ein peinlicher Vorgang, wenn eine bekannte Plattform wie DocCheck wissenschaftliche Daten komplett ignoriert oder in Unkenntnis der regulatorischen Gegebenheiten falsche Informationen verbreitet.

Homöopathische Selektivverträge und Managementgesellschaften

▶️ In ähnlicher Weise vermischt DocCheck auch Grundsätze und Regularien von Selektivverträgen, außerbudgetären und regulären GKV-Leistungen. Während der Kollektivvertrag von den Kassenärztlichen Vereinigungen oder der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit den Krankenkassen oder deren Verbänden abgeschlossen wird und für die Ärzte und Krankenkassen verbindlich ist, bieten Selektivverträge einzelnen Leistungserbringern oder einer Gemeinschaft von Leistungserbringern die Möglichkeit, individuell mit den Krankenkassen die Vertragsbedingungen auszuhandeln.
Neben der verbesserten Transparenz von Angeboten, Leistungen und Abrechnungen erweitert es darüber hinaus die Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten der Versicherten. Bei Vertragsabschluss mit den Ärzten oder deren Managementgesellschaften geben die Krankenkassen Leitlinien und Gewährleistungszusagen vor, die vom Arzt eingehalten werden müssen. – Eine Vielzahl von Selektivverträgen werden außerbudgetär vergütet, dies ist kein Privileg homöopathischer Selektivverträge.

Auch die Gründung einer Managementgesellschaften ist kein homöopathisches Alleinstellungsmerkmal: Andere Verbände haben auch zur Durchführung von Selektivverträgen Managementgesellschaften gegründet (z.B. die „Hausärztliche Vertragsgemeinschaft AG“).
Die Teilnahme an den Selektivverträgen Homöopathie ist nicht DZVhÄ-Mitgliedern vorbehalten. Jeder Arzt, jede Ärztin mit entsprechender Qualifikation kann sich einschreiben. Auch viele KVen bieten Selektivverträge Homöopathie an.
Bestehen seitens der teilnehmenden Krankenkasse Zweifel an der Qualität oder dem Umfang der Behandlung, kann sie eine Prüfung entsprechend der Vereinbarung des Vertrages veranlassen und gegebenenfalls Rückforderungen stellen.

Umfang der Homöopathie-Ausbildung

▶️ Das Homöopathie-Diplom lässt sich nicht in drei Wochen absolvieren und außerdem müssen auch kontinuierlich Fortbildungspunkte gesammelt werden, um es zu behalten. Da DocCheck nicht nur die Ausbildungszeit verkürzt, sondern auch die Lehrinhalte unterschlägt, seien sie hier genannt.

Nachzuweisen ist die Absolvierung folgender Ausbildungsbestandteile:

  • 6 Kurse mit je 40 Stunden (Kurse A-F). Der sogenannte 3-Monats-Kurs entspricht inhaltlich den Kursen A bis F und enthält zusätzlich bereits 100 Stunden praktischer Ausbildung.
  • Fallseminare einschließlich Supervision, 300 Stunden praktische Ausbildung in Arbeitsgruppen unter Leitung eines auch vom DZVhÄ anerkannten Weiterbildungsbefugten für den Bereich Homöopathie ODER
  • 18 Monate kontinuierliche Ausbildung in einer Praxis oder Klinik unter Leitung eines vom DZVhÄ anerkannten Weiterbildungsbefugten für den Bereich Homöopathie. Hierbei sind 100 Stunden Fallseminar alternativ zu 6 Monaten Praxisassistenz zu verstehen.
  • Selbstständige Ausarbeitung von 50 Krankheitsfällen im Fallseminar bzw. der Praxisassistenz, davon 10 vorgegebene Fälle ausführlich.
  • Präsentation und schriftliche Dokumentation von 10 eigenen Krankheitsfällen aus der praktischen Tätigkeit des Teilnehmers, davon mindestens 5 chronische Fälle mit mindestens einjähriger Beobachtung nach der ersten Mittelgabe, sowie Erfüllung der Mindestanforderungen bzgl. der Qualitätssicherung.
  • Abschluss-Kolloquium beim zuständigen DZVhÄ-Landesverband bzw. seinen Ausbildungsleitern nach vollständiger Absolvierung der Ausbildung.

 

Fehlende Evidenz? Eine falsche Behauptung

▶️ Der Beitrag intendiert, Homöopathie sei im Gegensatz zu anderen Leistungen, die im Rahmen der Selektivverträge oder außerbudgetären erbracht werden, nicht evidenzbasiert. Wir haben DocCheck mit umfangreichem Material belegt, dass Homöopathie zur Evidenzbasierten Medizin gehört. Hingegen werden Check-up-Untersuchungen von ärztlichen Standesorganisationen vielfach beworben, häufig durchgeführt, von den GKVen außerbudgetär honoriert und ihre Durchführung sogar mit einem Bonus für die Teilnehmer belohnt. Ein aktuelles Cochrane Review zeigt jedoch, dass solche Untersuchungen weder Herzkreislauf-, noch Krebserkrankungen oder Todesfälle insgesamt verhindern (Krogsbøll et al: General health checks in adults for reducing morbidity and mortality from disease (Review). Cochrane Database of Systematic Reviews Jan. 2019.

Worum geht es DocCheck?

▶️ Worum geht es DocCheck bei den unverhohlenen Betrugsunterstellungen? Um die Finanzierbarkeit des GKV-Systems oder um eine Kritik an der Homöopathie? Uns stellen sich wieder Fragen:

  • Warum betreibt DocCheck Rosinenpickerei?
  • Warum stellt DocCheck seine Kritik an der Erstattung homöopathischer Leistungen nicht in den gebotenen Zusammenhang?
  • Warum fehlt ein Hinweis darauf, dass viele Leistungen im GKV System, zum Beispiel Check-Up Untersuchungen zwar häufig durchgeführt werden, aber nachweislich keinen Effekt haben?

Warum so empfindlich, DocCheck? Ist die Kritik an einem Artikel gleichzusetzen mit „Austeilen gegen Journalisten“? DocCheck hat in seinem Beitrag „Das Homöopathieverbot kommt“ sachlich falsch intendiert, Homöopathie sei grundsätzlich nicht evidenzbasiert. Der DZVhÄ antwortet darauf sachlich fundiert und stellte umfangreiches wissenschaftliches Material zur Verfügung, aus dem das Gegenteil hervorgeht. Wir vermissen die Bereitschaft zu einem sachlichen, sachbezogenen und auf Fakten beruhenden Dialog auf Basis der Grundlagen der Evidenzbasierten Medizin. Auch der aktuelle Artikel basiert auf Vermutungen und Unterstellungen.

 


Kennen Sie schon den neuen DZVhÄ-Podcast zur Homöopathie-Forschung? Hörenswert! Direkt mal reinhören.

2024-09-24T09:51:43+02:00
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