AHZ 5/2025 Forschung in der Homöopathie
Die Allgemeine Homöopathische Zeitung (AHZ) ist die Mitgliederzeitschrift des DZVhÄ. In der fünften Ausgabe 2025 steht das Thema „Forschung in der Homöopathie“ im Mittelpunkt. Lesen Sie das Editorial und die Vereinsmitteilung in voller Länge und stöbern Sie im Inhaltsverzeichnis. Mitglieder erhalten die komplette Print-Ausgabe automatisch im Rahmen ihrer Mitgliedschaft.
Editorial: Forschung in der Homöopathie
von Holger Malchow
Frühe Debatten um Homöopathieforschung
Sommersemester 1993: Der Hörsaal des pharmakologischen Instituts der medizinischen Fakultät der Universität Homburg/Saar ist brechend voll. Nicht nur Medizinstudenten, sondern auch die Professoren und der Dekan des Instituts sind anwesend beim Vortrag von Dr. Henning Albrecht, dem Geschäftsführer der Karl und Veronica Carstens-Stiftung. Er spricht zum Stand der Forschung in der Homöopathie.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie der Stand der Forschung damals war, der Schlagabtausch nach dem Vortrag zwischen H. Albrecht und den Pharmazieprofessoren war hart, aber fair. Organisiert hatte ihn der studentische Arbeitskreis für Homöopathie der medizinischen Fakultät Homburg/Saar auf Anregung des Wilseder Forums für Homöopathie.
Historische Entwicklung der Homöopathieforschung
Das Forum, Zusammenschluss und Austauschplattform der studentischen Homöopathiearbeitskreise, entstand ein Jahr vorher durch großzügige Unterstützung der Carstens-Stiftung, die damals – im Gegensatz zu heute – die Forschung zur Homöopathie und die Integration der Homöopathie in die Universitäten und Kliniken großzügig förderte, wie z. B. am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München.
Die Homöopathieforschung war von Beginn an kein einfaches Terrain. Gegenwind bekamen die Forscher nicht nur von den konventionellen Medizinern, sondern vor allem aus den eigenen Reihen, den homöopathischen Ärztinnen und Ärzten. Man hatte Sorge, dass die klinischen Erfolge der Homöopathie in Studien nicht bestätigt werden könnten. Wie sollte man eine randomisierte Doppelblindstudie mit Erfolg durchführen, wo es doch bei der homöopathischen Behandlung auf das Individualisieren ankommt? Groß war die Bestürzung, als die Münchner Migränestudie von W. Springer und H. Walach keinen Vorteil für die Homöopathiegruppe zeigen konnte.
Dabei hatte bereits 1997 eine der ersten Metaanalysen doppelblinder Studien einen positiven Effekt der homöopathischen Arzneien gezeigt [Linde K et al. Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? A meta-analysis of placebo-controlled trials. The Lancet 1997; 350 (9081): 834–843]. Zum Glück haben sich die Forscherinnen und Forscher vom Widerstand (und den Anfeindungen) aus den eigenen Reihen und den anfänglichen Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen.
Aktuelle Forschung und Projekte
In dieser Ausgabe lesen Sie im Interview mit Stephan Baumgartner, Universitäten Bern und Witten/Herdecke, warum ein Physiker sich entschieden hat, zur Homöopathie zu forschen, und wie er die Frage anging: Unterscheiden sich homöopathische Arzneien, das heißt potenzierte Substanzen, signifikant von Placebo? Wie ist es in der Grundlagenforschung mit der Individualisierung? Stephan Baumgartner gibt einen detaillierten und spannenden Einblick in seine nun rund 30-jährige Forschungstätigkeit.
Paul Doesburg beschreibt in seinem Artikel ein für die Grundlagenforschung wichtiges Modell der computergestützten Analyse von Kristallisationsbildern von Kressekeimlingen unter Stannum metallicum. Welchen Einfluss haben Handystrahlungen auf die Wirkung der homöopathischen Arzneimittel?
Neben P. Doesburg ist auch Maria Olga Kokornaczyk Mitglied der Forschungsgruppe von Stephan Baumgartner. In ihrem Artikel gibt sie einen Überblick über den Einsatz formgebender Verfahren, wie z. B. die Tropfenverdunstungsmethode in der Homöopathieforschung.
Katharina Gärtner beschreibt in ihrem Artikel ihren persönlichen Weg in der klinischen Forschung, der u. a. zur Publikation der Datenbank HOMIS Bibliografie, einer Zusammenstellung kontrollierter klinischer Studien zur Homöopathie, führte.
Zur Versorgungsforschung zu zählen ist das Projekt Empirium: Rainer Schäferkordt stellt nach 8 Jahren Arbeit/Forschung/Entwicklung erste Ergebnisse des WissHom-Projekts Falldokumentation, einer prospektiven Datenerhebung, aus dem Praxisalltag vor. Bedauerlich, dass nur 4 (!) von über 2000 in Deutschland praktizierenden homöopathischen Ärztinnen und Ärzten an dem Projekt teilgenommen haben.
Bedeutung der Forschung für die Homöopathie
Wie wichtig die Forschung zur Homöopathie ist, zeigt sich immer wieder in der Auseinandersetzung mit den Homöopathiegegnern, wie zuletzt in der Schweiz. Dort sollte über eine Motion im Bundesparlament die Komplementärmedizin über die Hintertür aus der Grundversicherung ausgeschlossen werden. Der Ständerat (die 2. Kammer des Parlaments) hatte die Motion ohne Gegenstimme abgelehnt – ein Beispiel für erfolgreiches Lobbying dank hervorragender Forschungsergebnisse und dem Einsatz der Kollegenschaft.
Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Holger Malchow







































