Berlin, 12, Dezember 2024. Interview mit Dr. med. Sigrid Kruse, DZVhÄ-Vorstand Weiterbildung, zu 20 Jahre Homöopathie-Diplom. Die Homöopathie-Ausbildung des DZVhÄ ist die ärztliche Qualifikation, um an der Integrierten Versorgung der Krankenkassen teilzunehmen. Durch den Wegfall der Zusatzbezeichnung Homöopathie hat es weiter an Bedeutung gewonnen.
Warum haben Sie das Homöopathie-Diplom absolviert?
Ich bin Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und habe das Homöopathie-Diplom absolviert, um eine fundierte, praxisnahe Homöopathie-Ausbildung zu bekommen. So kann ich die Homöopathie bei meinen Patienten mit akuten und chronischen Krankheiten am Dr. von Haunerschen Kinderspital erfolgreich und verantwortungsvoll anwenden. Dabei verstehen wir die Homöopathie als eine ärztliche Therapieform mit Einzelmitteln, die am gesunden Menschen geprüft sind und in potenzierter Form nach der Ähnlichkeitsregel verordnet werden. Das ist die Homöopathie, die eine Erweiterung unserer konventionellen Therapiemöglichkeiten bedeutet und sich auch bei Therapienotstand bewährt hat. Und das Besondere daran: Homöopathie ist eine Therapie ohne schädigende Nebenwirkungen!
Vermittelt das Diplom Wissen, das sich direkt in der Praxis umsetzen lässt?
Die Ausbildung zum Homöopathie-Diplom ist eine gute Mischung aus Vermittlung der Theorie der Homöopathie, aber auch ihrer praktischen Anwendung anhand von Patientenbeispielen. Die Ausbildung ist sehr fundiert und gut strukturiert. Sie umfasst 6 Kurse – die sogenannten A-F-Kurse – zwischen den Kursen besuchen die Teilnehmer Fallseminare (300 Stunden). Nach 3 Jahren kann die Ausbildung mit einer Prüfung des DZVhÄ abgeschlossen werden.
Schon während der Ausbildung ist jeder Teilnehmer in der Lage, Patienten mit akuten Krankheiten wie z.B. Infekte der oberen Luftwege, akute Otitis media oder akute Gastroenteritis homöopathisch (begleitend) zu behandeln. Damit lernen wir eigene Erfahrungen mit der homöopathischen Behandlung und erleben, dass die passend gewählte Arznei dem Patienten helfen kann, schneller wieder gesund zu werden. Das motiviert enorm, weitere Arzneimittelbilder und auch die Theorie der Homöopathie zu lernen.
Schildern Sie uns bitte einen Fall
Ich erinnere mich an meine Zeit auf der Neonatologie während meiner Facharztausbildung. Hier erlebte ich ein frühgeborenes Kind, das nach einer notwendigen Operation einen akuten Harnverhalt entwickelt hatte und katheterisiert werden sollte. Wir verabreichten als homöopathische Therapie zunächst eine Gabe Aconitum C30 1 x 3 Globuli oral als bewährteste Arznei bei postoperativem Harnverhalt. 15 Minuten später entleerte das Kind spontan 30ml Urin, so dass keine Katheterisierung mehr notwendig war. Das beeindruckte mich, aber auch meine ärztlichen Kollegen und die Pflegenden sehr. Durch solche Erfahrungen ist langsam Vertrauen in die Möglichkeiten der Homöopathie gewachsen, auch bei anderen Klinikärzten. Diese Effekte haben wir immer wieder erleben können, so dass inzwischen beim postoperativen Harnverhalt die Durchführung einer Studie geplant ist.
Warum müssen beim Diplom Fortbildungspunkte gesammelt werden?
Auch nach dem Erwerb des Homöopathie-Diploms müssen weiterhin regelmäßig Homöopathie-Fortbildungen besucht werden, um die Qualität der angewandten, eigenen Homöopathie zu verbessern, neue Erkenntnisse zur Homöopathie zu erfahren, die Arzneimittelwahl immer mehr zu präzisieren und dadurch erfolgreicher behandeln zu können.
Warum kann das Diplom die Zusatzbezeichnung ersetzen?
Weil die Ausbildung für das Homöopathie-Diplom mit einer Mindestdauer von 3 Jahren umfangreicher ist als die Zusatzbezeichnung, die man schon nach 4 Kursen (A-D), also nach 2 Jahren erwerben konnte bzw. noch in einzelnen Bundesländern erwerben kann. Dadurch ist die Ausbildung für das Homöopathie-Diplom fundierter als die Zusatzbezeichnung. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Homöopathie-Diplom europaweit vom Europäischen Komitee für Homöopathie (ECH) als Europäisches Homöopathie-Diplom anerkannt ist. Außerdem berechtigt das Homöopathie-Diplom den Kassen-Arzt an der Teilnahme der integrierten Versorgung, in dessen Rahmen besondere Verträge mit 60 Krankenkassen abgeschlossen werden konnten. Dadurch kann ein Arzt die homöopathischen Leistungen außerbudgetär im Rahmen der Verträge abrechnen.
Wo kann man die Ausbildung zum Homöopathie-Diplom absolvieren?
Die A-F-Kurse werden von den Landesverbänden des DZVhÄ angeboten und finden in München, Berlin, Leipzig, Köln und Bad Kreuznach statt. Teilnehmen können Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker. Als besonderen Anreiz für den Nachwuchs können Medizinstudenten zu sehr günstigen Konditionen bzw. kostenlos daran teilnehmen.
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- Weitere Informationen und Kurse zum Homöopathie-Diplom finden Sie auf der Weiterbildungs-Website des DZVhÄ,
- zur Integrierten Versorgung Homöopathie bei der Managementgesellschaft für Gesundheitsleistungen.