Homöopathische Ärzte verwahren sich gegen Diffamierung
Berlin (ots), 06.10.2020 – Vereinzelte Medienberichte, so im ZDF heute journal vom 4. Oktober 2020, veranlassen den Deutschen Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) zu folgender Klarstellung:
Als Berufsverband von mehr als 4000 Ärzten in Deutschland verwahren wir uns dagegen, pauschal in eine Reihe gestellt zu werden mit „Corona-Leugnern“, „Impfgegnern“ oder Vertretern antiliberaler, verfassungsrechtlich bedenklicher oder gar extremistischer Ideologien.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich der DZVhÄ mehrfach und unmissverständlich öffentlich geäußert, unter anderem zum Gefährdungspotenzial des Virus im Falle seiner Verbreitung, sowie zur Notwendigkeit gesamtgesellschaftlicher Vorsorgemaßnamen, solange keine genaueren Kenntnisse über das Virus selbst und seine gesundheitlichen Folgen bekannt sind. Siehe hierzu die Pressemitteilung des DZVhÄ vom 5. März 2020.
Auch die im Beitrag des ZDF heute journal gezeigten Äußerungen eines Arztes mit Zusatzbezeichnung Homöopathie bieten keinen sachlichen Grund dafür, ihn zum Kronzeugen zu machen für einzelne Personen oder Gruppen, die die Corona-Pandemie und die von den nationalen Behörden getroffenen Vorsorgemaßnahmen zum Anlass nehmen, um sich medizinisch unverantwortlich zu äußern und für politisch verwerfliche Ziele zu werben.
Wer unzweifelhaft ethisch verantwortungsvoll arbeitende Ärzte in einer Form verurteilt, wie im Beitrag des ZDF heute journal, der diffamiert und diskriminiert nicht nur zehntausende Ärzte weltweit, sondern auch Millionen Patienten.
Im Rahmen seiner Möglichkeiten wird sich der DZVhÄ weiterhin für eine Strategie einsetzen, die Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Corona-Virus befürwortet, zugleich aber mit einer kontinuierlichen Überprüfung und gegebenenfalls einer Anpassung an neue wissenschaftliche Erkenntnisse verbindet.
Ebenfalls wird sich der DZVhÄ weiterhin an der Erforschung möglicher homöopathischer Behandlungsmethoden zur Vorsorge gegen eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus und einer Behandlung von Covid-19-Erkrankungen beteiligen. Entsprechende Studien laufen seit diesem Frühjahr; zu Ergebnissen kann derzeit noch nichts gesagt werden.
Zwischenbilanz zur Pandemie von Dr. Michaela Geiger
Zwischenbilanz „Corona-Pandemie“: Dr. Michaela Geiger begründet den Weg des DZVhÄ und macht deutlich, warum es eine Zukunft der medizinischen Versorgung nur mit ärztlicher Homöopathie geben kann.
Ärztliche Homöopathie: Frau Dr. Geiger, wenige Tage nachdem auch Deutschland als Corona-Pandemie-Region eingestuft worden war, hat sich der DZVhÄ mit einer in den Medien viel zitierten Pressemitteilung hinter das Krisenmanagement des Robert-Koch-Instituts und der nationalen Gesundheitsbehörden gestellt und seine Mitglieder dazu aufgerufen, zurückhaltend zu sein „hinsichtlich jeder Art von homöopathischen Vorsorge- oder Therapie-Empfehlungen im Zusammenhang mit dem Corona-Virus“. Dafür mussten Sie aus den Reihen Ihrer eigenen Mitglieder teilweise heftige Kritik einstecken. Kam die Positionierung des DZVhÄ zu schnell?
Michaela Geiger: Wir sind ein Verband, der fast 7000 Ärzte in Deutschland vertritt. Wir haben getan, was zu unseren Aufgaben gehört: In einer wichtigen Angelegenheit Stellung zu beziehen und Orientierung zu geben.
Unsere Positionierung erfolgte in einer medizinischen wie gesellschaftlichen Ausnahmesituation. Angesichts der unverkennbaren gesundheitlichen Gefährdung durch das Corona-Virus, seiner schnellen Verbreitung und unkalkulierbaren Folgen war das ein wichtiges Zeichen, zu dem der Bundesvorstand des DZVhÄ auch heute noch uneingeschränkt steht.
Es war ein Zeichen, das sich nicht nur an unsere Mitglieder und deren Patientenschaft gerichtet hat, sondern an alle in Deutschland, die zu diesem Zeitpunkt besorgt und verunsichert waren – und davon gab es Millionen. Unsere Positionierung war auch ein Signal an die Verantwortlichen in den Krisenstäben, die sich ja ebenfalls in einer Phase der Orientierung befanden, und dankbar waren für jede Unterstützung in dieser schwierigen Lage.
Es gibt Situationen, in denen man die eigenen Interessen, so berechtigt sie sein mögen, hinter das Interesse der Allgemeinheit stellen und solidarisch statt individualistisch handeln muss. Zu Beginn der Corona-Pandemie hatten wir eine solche Situation.
Das sehen nicht alle Mitglieder des DZVhÄ so. Ein Vorstandsmitglied eines Landesverbands hat in diesen Wochen sein Amt niedergelegt, weil er dem Bundesvorstand vorwirft, dieser vertrete auch Monate nach Ausbruch der Pandemie noch immer nicht hinreichend, welche Möglichkeiten die Homöopathie zur Vorsorge gegen eine Infektion mit dem Corona-Virus und zur Behandlung von Covid 19-Erkrankungen habe.
Stattdessen, so der Vorwurf, unterwerfe sich der DZVhÄ den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der politischen Krisenstäbe, obwohl sich deren Einschätzungen und Weisungen in vielerlei Hinsicht als falsch und unangemessen herausgestellt hätten.
Ein wenig erinnert mich solche Kritik an etwas, das man bei Bergtouren erleben kann, die man mit Gruppen unterschiedlich erfahrener Mitwanderer macht: Beim Aufstieg folgen alle dem Einen, der vorangeht, den sicheren Pfad sucht und letztlich der Gemeinschaft den Weg auf den Gipfel zeigt. Dort angelangt, schauen alle zurück. Die meisten dankbar und erleichtert, es so gut geschafft zu haben. Einzelne aber beginnen zu murren: Über angeblich verpasste Abkürzungen oder, wie sie plötzlich zu wissen meinen, weniger steile und riskante Wege.
Mit Blick auf Corona lautet die entscheidende Frage doch: Konnte die ärztliche Homöopathie zu Beginn der Corona-Pandemie auf ein gesichertes Wissen und hinreichend Erfahrung verweisen, um alternative Wege für einen Umgang mit der aufkommenden Pandemie vorschlagen zu können? Antwort: Nein, sie konnte es nicht.
Vielmehr befand sich die ärztliche Homöopathie in einer Situation, die sich kaum oder gar nicht unterschied von jener der konventionellen Medizin: Das Nichtwissen war größer als das Wissen. Die Erfahrung, auf die einzelne verwiesen, wurde von anderen mit nicht weniger stichhaltigen Argumenten in Frage gestellt. Die Ärzte befanden sich, unabhängig von Fachrichtung und ‚Schule‘, ausnahmslos am ‚Punkt Null‘.
Dennoch gab es ärztliche Homöopathen in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt, die behauptet haben, sie könnten Covid-19-Patienten heilen. Ihr Verband behauptet das Gegenteil. Wie passt das zusammen?
Nochmals: Es gab im März diesen Jahres kein Arzneimittel gegen Corona und Covid-19, und es gibt auch heute, knapp sechs Monate später, keines. Weder hat die Homöopathie eines, noch hat die konventionelle Medizin eines. Im Gegenteil lernen Ärzte und Wissenschaftler nahezu täglich Neues zum Virus und zum Spektrum seiner gesundheitlichen Risiken.
Gemeinsam ist allen Beteiligten, unabhängig vom individuellen medizinischen oder wissenschaftlichen Ansatz, dass jeder und jede alles tut, um Mittel zur Vorsorge und Therapien zur Behandlung zu finden.
Das ist kein Wettkampf und sollte auch nicht als solcher geführt oder verstanden werden. Vielmehr ist es ein gemeinsames Interesse, und entsprechend gemeinschaftlich, über alle medizinischen und wissenschaftlichen Grenzen hinweg sollten wir auch forschen und Infizierte und Erkrankte behandeln. Wir können doch alle nur voneinander profitieren.
Zum Wohl der Allgemeinheit wäre es, wenn konventionelle und integrative Medizin die Herausforderung der Corona-Pandemie auch als Chance für neue Wege der Kooperation verstehen würden.
Doch genau da beginnt der Unterschied: Während die ärztliche Homöopathie auf eine Integration hinarbeitet, wenden sich viele Vertreter der konventionellen Medizin von der Homöopathie und anderen integrativen Methoden ab und kritisieren homöopathische Therapien in häufig sehr unsachlicher und undifferenzierter Weise.
Die Folge ist: Wenn von zehn Covid-Patienten, die konventionell behandelt werden, sieben vollständig genesen, jubelt die Presse: „Erfolg!“
Wenn aber von weiteren zehn Covid-Patienten, die parallel zur konventionellen Therapie auch homöopathisch behandelt wurden, acht oder gar neun vollständig genesen, heißt es: „Das war der Placebo-Effekt.“
Verschärft wird das bei der Covid-19-Infektion dadurch, dass es zahlreiche klinisch milde oder inapparente Verläufe gibt. Damit bleibt genau das schwierig, was für einen ehrlichen wissenschaftlichen Vergleich unabdingbar ist: Die klare Unterscheidung, wann ein ambulanter Verlauf sich aufgrund der einen oder anderen Therapie vom Spontanverlauf abhebt….
In der Konsequenz führt das zu einer Art ungleicher Bewertung von „konventionellen“ und homöopathischen Fallverläufen, die sich das Gesundheitssystem nicht mehr lange leisten kann: Zwei Drittel aller Patienten fordert eine integrative Medizin.
Wollen Sie damit sagen, die ärztliche Homöopathie sei bei der Covid-Behandlung erfolgreicher als die konventionelle Medizin?
Nein, das sage ich ausdrücklich nicht damit. Ich habe lediglich ein Beispiel gemacht, um zu zeigen, wie mit zweierlei Maß gemessen wird, wenn es um einen Vergleich zwischen konventioneller Medizin und ärztlicher Homöopathie geht.
Dann formuliere ich meine Frage anders: Was kann die ärztliche Homöopathie in Sachen Covid-19-Behandlungserfolgen bislang vorweisen?
Die Frage impliziert einen Vergleich zwischen ärztlich homöopathischer und konventioneller Behandlung. Ein solcher Vergleich scheitert indessen daran, dass die ärztliche Homöopathie, mit wenigen Ausnahmen, Covid-19-Patienten nur außerhalb klinischer Einrichtungen behandeln oder mitbehandeln kann.
Das bedeutet, dass für die ärztliche Homöopathie die Möglichkeit, Erkenntnisse zu sammeln, von Beginn an beschränkt war auf weniger schwere Krankheitsverläufe, und damit auch wissenschaftlich erheblich eingeschränkt ist.
Aber in dem Rahmen, der ihren Mitgliedsärzten möglich war, haben Sie Erfahrungen und Erkenntnisse gesammelt…?
Ja, das haben wir, und das tun wir auch weiter. Vor allem haben wir ein Dokumentations-Projekt gestartet, um Krankheits- und Therapieverläufe von Covid-19-Patienten zu analysieren, welche ärztliche, homöopathische Begleitung in Anspruch nehmen. Es geht dabei zunächst um eine Homöopathie interne Bestandsaufnahme mit dem Ziel die homöopathische Behandlung zu effektivieren.
Wenn Sie in der heutigen Situation mit Ihren Ergebnissen an Entscheidungsträger oder die Öffentlichkeit treten wollen, müssen Ihre Daten wasserdicht sein. Im Anbetracht der knappen finanziellen und personellen Ressourcen sind derzeit am ehesten Publikationen von auf hohem wissenschaftlichen Niveau dokumentierten Einzelverläufen denkbar, um transparent zu machen, inwieweit und auf welche Weise homöopathische Begleittherapie bei Covid-19 einen deutlich besseren Verlauf erreichen kann, als natürlicher Weise zu erwarten ist.
Das heißt, man kann Ergebnisse erwarten, die den Kriterien wissenschaftlicher Evidenz entsprechen?
Warten wir es ab. Und, bitte: Stellen Sie die gleiche Frage den Verantwortlichen für all die Corona-Forschungsprojekte, die mit Euro-Beträgen bis in den hohen achtstelligen Bereich gefördert werden, bislang aber ausschließlich an Institutionen und Projekt-Teams vergeben wurden, die der konventionellen Medizin zuzurechnen sind.
Wenn Skeptiker ihre Ablehnung der ärztlichen Homöopathie damit begründen, dass es homöopathischen Arzneimitteln und Therapien an wissenschaftlicher Evidenz fehle, dann ignorieren sie Fakten und übersehen, dass während sie mit einem Finger auf uns zeigen, vier Finger auf sie selbst als Befürworter von konventionellen medizinischen Behandlungen zurückweisen.
Denn die Wahrheit ist, dass es, einerseits, ganze Regalmeter an wissenschaftlichen Studien gibt, die die wissenschaftliche Evidenz für eine Vielzahl ärztlich-homöopathischer Therapien nachweisen, während umgekehrt für eine Vielzahl an konventionellen Verfahren, die täglich tausendfach verordnet und von den Krankenkassen bezahlt werden, jede Evidenz fehlt: Stoßwellentherapie gegen Tennisarm, Hyaluronsäure-Injektionen bei Kniearthrose, Palpation zur Diagnostik von Wirbelsäulenproblemen, Opiate bei Ischialgien und, und, und.
Sogar für manche, millionenfach durchgeführte und von vielen Krankenkassen propagierte Vorsorgeuntersuchungen wie die rektal-digitale Untersuchung zur Früherkennung eines Prostata-Karzinoms oder das Zervix-Karzinom-Screening bei Frauen ab dem 20. Lebensjahr fehlt bislang jede wissenschaftliche Evidenz. Aber die Krankenkassen geben wie selbstverständlich Hunderte Millionen Euro jährlich dafür aus.
Besteht nicht die Gefahr, dass Ihr Ziel einer umsichtigen und differenzierten Positionierung des DZVhÄ von einigen Kollegen, die zu schnell zu viel versprechen, zunichte gemacht wird?
Wenn ich nicht auf die Kraft der Überzeugung vertrauen würde, wäre ich die Falsche für ein solches Amt. Und genau so sehen es die übrigen Vorstandsmitglieder des DZVhÄ auch – auf Länderebene genauso wie auf Bundesebene.
Die Homöopathie ist eine medizinische Disziplin, die schon immer geprägt war von lebhaften Diskussionen und, ja, auch Auseinandersetzungen, die sich nicht immer nur auf medizinische Argumente beschränken, sondern weit darüber hinausgehen, manchmal sehr grundsätzlich geführt werden, mitunter auch emotional geprägt sein können.
Und natürlich gibt es in unserem Verband zu unterschiedlichen Themen unterschiedliche Positionen. Bei so vielen Mitgliedern ist das fast selbstverständlich. Und, wenn es auch nicht immer einfach sein mag, führt es andererseits zu einer fortwährenden Reflexion des eigenen Tuns im Kontext einer sich unablässig entwickelnden und verändernden Außenwelt. Ich würde mir einen solchen Dauer-Diskurs von allen medizinischen Schulen und Disziplinen wünschen. Es könnte zu mehr Offenheit für andere Methoden, Wege, Therapien als die eigenen, altbekannten führen.
Was genau hat der DZVhÄ getan, um sich mit einem, wie Sie sagen: „offenen Blick“ daran zu beteiligen, ein Mittel zur Vorsorge gegen und Behandlung von Corona zu finden?
Der DZVhÄ hat in den Monaten seit Beginn der Corona-Pandemie zahlreiche Projekte aufgesetzt, um Wissen aufzubauen und Erfahrung zu reflektieren, und um möglichst zeitnah und fundiert eine Antwort auf die Frage zu finden: Kann die ärztliche Homöopathie einen Beitrag leisten zur Eindämmung der Corona-Pandemie, einerseits, sowie zur Behandlung von Covid-19-Erkrankten, andererseits?
Wir haben Arbeitsgruppen unter Kolleginnen und Kollegen gegründet und wöchentliche Fallbesprechungen über Zoom abgehalten – teilweise in einem Kreis von mehr als zwei Dutzend Kolleginnen und Kollegen.
Wir haben ein wissenschaftliches Projekt zur Sammlung und Analyse von Covid-19-Patienten aufgesetzt, die von Ärzten mit entsprechender Zusatzqualifikation homöopathisch behandelt wurden. Wir haben uns weit über die Grenzen Deutschlands hinaus mit internationalen Kolleginnen und Kollegen ausgetauscht.
Und wir standen, nicht zuletzt, in einem regelmäßigen Austausch mit Vertretern der Gesundheitspolitik und des Corona-Krisenmanagements auf Bundes- wie auf Länderebene.
Der DZVhÄ hat sich nach allen Seiten und auf allen Ebenen als konstruktiver Partner angeboten und bewiesen. Das werden wir auch weiterhin so tun.
Die Pandemie dauert an, die Infektionszahlen steigen derzeit auch in Deutschland wieder. Wenn Sie aus Sicht der Homöopathie ein Zwischenfazit ziehen – wie lautet das?
Gibt es Fortschritte im Hinblick auf Vorsorgemaßnahmen und Behandlungen?
Lässt sich vorhandene Erfahrung bei der Bekämpfung von Epidemien und Pandemien auf die Corona-Pandemie übertragen?
Ich rate zur Vorsicht, wenn jemand die These vertritt, historisch überlieferte „Behandlungserfolge“ homöopathischer Mittel und Therapien bei Epidemien und Pandemien ließen sich 1:1 auf die Corona-Pandemie übertragen. Jüngste wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass zwar einiges für einen durchaus positiven Effekt homöopathischer Mittel und Therapien bei einigen schweren Pandemien des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts spricht. Das Datenmaterial, das uns zur Verfügung steht, reicht aber nicht aus, um wissenschaftlich gesicherte Schlussfolgerungen für die jetzige Pandemie daraus abzuleiten.
Die Homöopathie sollte also – und das ist wichtig – akzeptieren, dass auch sie im Fall Corona / Covid-19 nicht auf „Erkenntnis“ aufbauen kann, sondern zunächst noch „Erfahrungen“ sammeln und systematisch bewerten muss. Dafür haben wir das bereits erwähnte Projekt aufgelegt; weitere solcher „Fallsammlungen“ laufen parallel dazu in anderen Ländern.
Leider ist es so, dass die Gelder für die Corona- und Covid-19-Forschung derzeit fast ausschließlich in Projekte der konventionellen Medizin fließen, während die Homöopathie leer ausgeht. Das sollte sich dringend ändern.
Gemeinsam – davon bin ich überzeugt – könnten wir viel voranbringen. Zum Besten der Patienten. Und, angesichts knapper Finanzen, auch zum Vorteil der Krankenkassen.
Das Interview führte Armin Huttenlocher.
„Wir können zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen beitragen!“
Dr. Wolfgang Springer, international hoch geachteter Allgemeinarzt und Homöopath, äußert sich im Gespräch mit dem Newsletter Ärztliche Homöopathie zu den Möglichkeiten und Grenzen einer homöopathischen Behandlung von Patienten, die mit dem SARS-CoV-2-Virus („Corona-Virus“) infiziert und an „Covid-19“ erkrankt sind.
Ärztliche Homöopathie: Seit Ausbruch der ‚Corona-Pandemie‘ verwirrt die Homöopathie in Deutschland mit widersprüchlichen Aussagen und Empfehlungen. Während sich der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte, kurz: „DZVhÄ“, klar für eine Befolgung der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts ausgesprochen hat, bestehen zahlreiche Kollegen von Ihnen, Herr Dr. Springer, darauf, dass die Homöopathie über Mittel verfüge für zumindest eine verbesserte Vorbeugung gegen eine Infektion; etliche Ihrer Kollegen sagen sogar: für eine Behandlung und Heilung von „Covid19“. – Was stimmt denn nun? Was kann die Homöopathie tatsächlich beitragen zur Eindämmung der Corona-Pandemie?
Dr. Wolfgang Springer: Also, zunächst würde ich betonen wollen, dass es sachlich und fachlich ohne jede Einschränkung richtig ist, wofür sich der Vorstand des DZVhÄ ausgesprochen hat: Nämlich, in dieser sehr besonderen und neuen Situation, den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts zu folgen. Diese Empfehlung ist die einzig Vernünftige. Dieser Empfehlung müssen wir folgen. Und ihr werden wir auch folgen.
Zu Ihrer konkreten Frage: Ich konzentriere mich mal auf die Frage der Therapie, weil es, so lange wir keine Impfung haben, auch keine wirksame Vorsorge geben kann.
Bezüglich einer möglichen Therapie gilt es zunächst drei Gruppen an Betroffenen zu unterscheiden: Die erste Gruppe wäre die der leicht Erkrankten: Etwas Kopfschmerzen, Schwindel, erhöhte Temperatur, trockener Husten. Kurzum jene Patienten, die – Gott sei Dank und höchstwahrscheinlich – binnen kurzer Zeit selbst genesen. Für diese Gruppe eine passende homöopathische Arznei zu finden, ist schon deshalb schwierig, weil die individuelle Symptomatik nicht hinreichend ausgeprägt ist. Es ist eigentlich auch nicht notwendig. Denn bei Patienten dieser Gruppe zeichnet sich meist schon in einem frühen Stadium eine Spontanheilung ab.
Die andere Gruppe sind Patienten mit einem foudroyanten, hoch akuten Krankheitsverlauf, der Notwendigkeit einer stationären, gar intensivstationären Behandlung und, gegebenenfalls, dem Bedarf künstlicher Beatmung. Diese Patienten können wir als homöopathische Ärzte nicht behandeln. Unsere Möglichkeiten, hier ein Mittel zu finden, sind auch wegen der äußeren Umstände – sie befinden sich in stationärer Behandlung – zu weit eingeschränkt. Hier sollten wir uns zurückhalten.
Neben den beiden genannten Gruppen gibt es aber eine dritte Gruppe an Covid-19-Patienten. Und diese ist, so meine ich, diejenige, zu deren erfolgreicher Behandlung wir als homöopathische Ärzte durchaus etwas beitragen können.
Die Symptomatik dieser Patienten ist erheblich, mitunter schwer, aber nicht lebensbedrohlich. Sie leiden unter Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel, Fieber, haben den viel zitierten, „trockenen Husten“, schwitzen und fühlen sich meist sehr schwach. Aber sie haben noch keine klinischen Symptome einer Pneumonie entwickelt.
Diesen Patienten – und das sind ja keineswegs wenige – kann die ärztliche Homöopathie, davon bin ich fest überzeugt, kurativ, also heilend, helfen. Vorausgesetzt natürlich, dass eine sehr genaue, individuelle, homöopathische Anamnese durchgeführt, der Patient eng begleitet, der Krankheitsverlauf genau beobachtet und das verabreichte Mittel gegebenenfalls angepasst wird. Indem bei diesen Patienten, dank homöopathischer Behandlung ein akuter Zustand und eine stationäre Einweisung verhindert wird, könnte die Homöopathie einen nicht unerheblichen Beitrag leisten zur Bewältigung dieser größten gesundheitlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen seit einhundert Jahren.
Das klingt sehr sicher…
Die Erfahrung der Homöopathie insbesondere mit viralen Erkrankungen und mit akuten, auch hoch akuten viralen Krankheitsverläufen ist groß und reicht weit zurück. Kein länger tätiger, homöopathischer Arzt, der nicht mit dieser Symptomatik regelmäßig konfrontiert worden wäre und gute bis sehr gute Erfahrungen bei der Behandlung mit homöopathischen Mitteln gemacht hätte. Hinzu kommt die historisch verbürgte Leistung homöopathischer Behandlungen bei diversen Epidemien, die alle gut dokumentiert sind und eine hohe Evidenz zeigen.
Ihre schulmedizinisch orientierten Kollegen scheint das nicht zu überzeugen. Sie stellen in Frage, dass die Homöopathie über Mittel zur Behandlung dieser Infektion verfüge, der sie selbst noch weitgehend ratlos und, im Wortsinn, mittellos gegenüberstehen. Können Sie etwas genauer erläutern, an welche homöopathische Mittel und Behandlungsmethoden Sie denken?
Zunächst: Auch bei der Behandlung von Covid-19-Patienten gilt, was für ausnahmslos jede homöopathische Behandlung gilt. Es ist eine individuelle Behandlung; es gilt ein individuelles Mittel für einen einzelnen Patienten mit einzigartigem Krankheitsverlauf zu finden. Voraussetzung ist folglich eine lege artis durchgeführte, sehr detaillierte homöopathische Anamnese.
Dass ein Schulmediziner sich eine erfolgreiche, homöopathische Behandlung von Covid-19-Patienten nicht vorstellen kann, ist im Übrigen wenig überraschend. Denn er kann sich ja grundsätzlich nicht vorstellen, dass potenzierte Arzneien eine Wirkung entfalten können. Diesen Irrtum ausgerechnet angesichts einer erfolgreichen homöopathischen Behandlung von Covid-19-Patienten zugeben zu müssen, wird man kaum von einem Schulmediziner erwarten dürfen.
Etliche Ihrer homöopathischen Kollegen verweisen angesichts der Corona-Pandemie auf Erfahrungen der Homöopathie mit der Behandlung von Patienten, die, 1918, an der „Spanischen Grippe“ erkrankt waren. Können Sie diesen Vergleich nachvollziehen und, falls ja, worin besteht und wie weit reicht diese Vergleichbarkeit zwischen einer „Covid-19-Infektion“ und „Spanischer Grippe“?
Also, da wird es nun richtig schwierig. Ich versuche mal eine Mischung aus Deutlichkeit und Zurückhaltung. Richtig ist, dass die Bedeutung, die die Homöopathie im Laufe des 19. Jahrhunderts erlangt hat, zweifelsohne auf ihre Erfolge bei der Bekämpfung von Epidemien, insbesondere in den Vereinigten Staaten, zurückzuführen ist. Zum Beispiel bei Cholera, Gelbfieber und Scharlach, oder, später dann und in Indien, Enzephalitis. Das alles ist in der medizinischen Literatur sehr gut dokumentiert.
Bei der „spanischen Grippe“ hingegen muss man, meines Erachtens, vorsichtig sein: Es war eine Pandemie in Kriegszeiten. Politiker und Militärs hatten deutlich mehr Interesse an Geheimhaltung als an klinischer Dokumentation. Was zur Folge hat, dass wir über diese Pandemie und ihre erfolgreiche oder weniger erfolgreiche Bekämpfung weit weniger wissen, als über die zuvor Genannten. Was wir allerdings wissen ist, dass unter den dokumentierten Fällen die Letalität, also die Sterblichkeitsrate bei den homöopathisch behandelten Fällen erheblich niedriger lag, als bei den konventionell, also schulmedizinisch behandelten Fällen.
Die Erfolge der Homöopathie bei der Bekämpfung der genannten Epidemien wird oft darauf zurückgeführt, dass es gelungen sei, einen sogenannten „Genius Epidemicus“ zu finden – ein einzelnes Mittel, das bei der überwiegenden Mehrheit der Fälle wirksam gewesen sei. Kritische Homöopathen halten das für einen Mythos und warnen davor…
Womit sie nicht Unrecht haben. Ich halte das für eine sehr riskante These und bin persönlich überaus skeptisch bezüglich der angeblichen Möglichkeit, wenige oder sogar nur ein einziges Mittel zu finden, mit dem sich ein Großteil von Erkrankten bei einer Epidemie erfolgreich behandeln ließe. Umso weniger in unserer heutigen Zeit.
Auch glaube ich nicht daran, dass sich ein Mittel, das erfolgreich gegen die „spanische Grippe“ angewandt wurde, ohne Weiteres auf die Corona-Pandemie übertragen ließe. Dafür unterscheiden sich zu viele Faktoren zu wesentlich: Ernährung. Hygiene. Soziale Standards. Außer Aspirin und den bekannten Naturheilmitteln gab es keine fiebersenkende Medizin, auch keine Impfungen und Antibiotika. Schon gar keine Intensivmedizin. Hinzu kommt bei der Betrachtung heutiger Patienten ein Ausmaß an individualisierten Lebensformen, dass allein schon deshalb die Suche nach einem Genius Epidemicus einen Widerspruch darstellen würde zu dem womöglich elementarsten aller Wesensmerkmal unserer Epoche: Eben dem der Individualisierung. Es hieße ja, dass man ein Heilmittel finden wollte für eine ganze Gesellschaft, die nicht zu Unrecht von sich sagt, sie bestehe aus lauter Einzigartigen.
Und trotzdem gibt es solche Bestrebungen und Empfehlungen seit Ausbruch der Corona-Pandemie von Kollegen in einer Vielzahl von Ländern: China, Indien, Thailand, Singapore, Brasilien, USA, Kanada, Großbritannien, Italien, Deutschland, Österreich, Schweiz …
Richtig! Aber, spätestens wenn Sie sich die lange Liste der von diesen Kollegen vorgeschlagenen, ungefähr vierzig unterschiedlichen Mittel vor Augen führen, können Sie zu keiner anderen Schlussfolgerung kommen als der, dass die Idee eines Genius Epidemicus zur Behandlung einer SARS-CoV-2-Infektion Wunschdenken ist. Die Suche nach einer für jeden wirksamen, homöopathischen Arznei ist bei dieser Art viraler Pandemie höchst fragwürdig.
Wenn es, wie Sie sagen, kein Mittel geben kann, das bei der Mehrheit der Patienten wirksam wäre, wird die individualisierte, homöopathische Untersuchung jedes Einzelnen und die individuelle Entscheidung über die Behandlung ja noch wichtiger. Was wiederum bedeutet, dass der verantwortliche Arzt eine entsprechend weitreichende Expertise mitbringt. Sie selbst verfügen über eine Erfahrung als Allgemeinarzt und Homöopath von mehreren Jahrzehnten. Wie viele Kolleginnen und Kollegen gibt es denn in Deutschland, denen Sie eine solche Anamnese und Behandlung zutrauen würden?
Sie werden von mir, bitte, nicht erwarten, dass ich hierauf mit einer Zahl antworte. Was ich aber aus meiner langjährigen Kenntnis des Kreises an homöopathischen Ärzten in Deutschland und darüber hinaus sagen kann ist, dass wir auf jeden Fall über so viele gute und erfahrene Kolleginnen und Kollegen verfügen, dass die Patientenschaft, die sich für eine homöopathische Behandlung ihrer Covid-19-Erkrankung interessiert, auch mit der gebotenen, beschriebenen Sorgfalt und Expertise untersucht, behandelt und begleitet werden kann.
Diese Gruppe an Patienten wird im Übrigen täglich größer. Die Anfragen in unseren Praxen nehmen täglich weiter zu, was ja, in Anbetracht dessen, dass es nach wie vor kein konventionelles Mittel und keine Impfung gibt, nicht verwunderlich ist.
Was mir Anlass gibt, nochmals zu betonen und auch einen Appell an die Kollegenschaft dahingehend zu richten, dass sich an eine Covid-19-Behandlung wirklich nur homöopathische Ärzte mit langjähriger allgemeinmedizinischer oder internistischer Erfahrung heranwagen sollten. Alles andere wäre in hohem Maße unverantwortlich.
Sie betonen die Bedeutung einer medizinischen Erfahrung bei der homöopathischen Behandlung von Covid-19-Patienten. Bedeutet dies, dass sich Homöopathen, die aus der Heilpraktiker-Schule kommen, aber kein Medizinstudium absolviert haben und über keine ärztliche Erfahrung verfügen, bezüglich einer Covid-19-Behandlung zurückhalten sollten?
Da muss ich, auch wenn das auf begrenzte Freude stoßen wird, mit einem klaren „Ja“ antworten. Begründung: Wer sich an eine solche Untersuchung und homöopathische Behandlung heranwagt und nicht über eine entsprechende medizinische Ausbildung und klinische Erfahrung verfügt, kann nicht in der Lage sein, die komplexen Zusammenhänge, die oft unvorhersehbaren klinischen Verläufe und die daraus resultierenden oder zu ziehenden Konsequenzen jederzeit sicher zu erkennen, richtig zu behandeln und vorausblickend zu handeln.
Wenn sich nun ein an Corona infizierter Patient an Sie wendet: Wie gehen Sie als homöopathischer Arzt vor? Was sind die einzelnen Schritte, auch im Hinblick auf Erkenntnisgewinn und Ihre ärztliche Verantwortung über den Einzelpatienten hinaus?
Zunächst: Ein Patient, der positiv auf Corona getestet wurde, kommt ja nicht mehr in unsere Praxis. Die Basisversorgung findet also woanders und unter Einhaltung entsprechend hoher Schutzmaßnahmen statt. Sehr wichtig ist, neben der eingehenden, individuellen homöopathischen Anamnese, dass von Beginn an eine lückenlose Dokumentation über das Befinden und die klinischen Parameter des Patienten angelegt wird. Nur auf solcher Grundlage kann die individuelle Entscheidung über das einzusetzende Mittel getroffen werden.
Nach Beginn der Behandlung ist eine enge Beobachtung Begleitung des Patienten unbedingt erforderlich. Jede Veränderung des Befindens und der klinischen Parameter des Patienten muss zur Kenntnis genommen und medizinisch ebenso wie homöopathisch eingeschätzt werden. Im günstigen Fall ergibt sich eine Besserung innerhalb weniger Tage und anschließend eine Heilung. Im hoffentlich selteneren Fall eines zu langen Stagnierens oder gar einer Verschlechterung, muss die homöopathische Behandlung in Frage gestellt und möglicherweise abgebrochen werden und über eine stationäre Einweisung entschieden werden.
Foto: http://www.drwolfgangspringer.de/wolfgang_springer.html
Forsa-Umfrage zu Covid-19: Große Mehrheit (61%) befürwortet Einsatz homöopathischer Arzneimittel
Berlin, 17.04.2020 – Fast zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland würde den Einsatz homöopathischer Arzneimittel zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen befürworten.
Das ist eines von mehreren Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Politik- und Sozialforschung forsa, durchgeführt im Auftrag des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte.
Angst vor Covid-19. Interesse an homöopathischen Methoden.
Befragt wurden insgesamt 1009 Bundesbürger, unter anderem zum Grad ihrer Besorgnis vor einer Erkrankung an Covid-19, ihrem Interesse an Vorsorgemaßnahmen gegen eine Corona-Infektion zusätzlich zu besonderer Hygiene, ihrer Einstellung zu einer Behandlung von Covid-19 mit homöopathischen Arzneimitteln, sowie zur Befürwortung oder Ablehnung staatlicher finanzieller Förderung von Forschungsprojekten zu homöopathischen Vorsorge- und Behandlungsmethoden von Covid-19-Erkrankungen.

61% ziehen homöopathische Behandlung mindestens ernsthaft in Betracht
Mehr als die Hälfte aller Befragten hat bereits Erfahrung mit einer homöopathischen Behandlung bei früheren Erkrankungen gemacht. Noch mehr, nämlich fast zwei Drittel aller Befragten, würden unter der Voraussetzung, dass es in der Vergangenheit schon positive Erfahrungen mit diesem Mittel gab, im Fall einer Erkrankung an Covid-19 eine homöopathische Behandlung für sich selbst oder ihnen nahestehenden Personen auf jeden Fall (26 %) oder eher (34 %) befürworten
Homöopathie soll auch Gelder für Forschungsprojekte erhalten
Auch hinsichtlich der weiteren Erforschung von Methoden zur Vorbeugung gegen eine Infektion mit dem Corona-Virus und der Behandlung von Covid-19 fänden es viele Bürger (42 %) in Deutschland gut oder sehr gut– in der Altersgruppe über 45 Jahren sogar rund oder mehr als die Hälfte – dass staatliche Gelder nicht nur in Forschungsprojekte der konventionellen Medizin gesteckt werden, sondern dass auch Projekte der homöopathischen Medizin gezielt gefördert werden.

Forsa-Umfrage zu Covid-19: Große Mehrheit (61%) befürwortet Einsatz homöopathischer Arzneimittel
Berlin, 17.04.2020
Fast zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland würde den Einsatz homöopathischer Arzneimittel zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen befürworten.
Das ist eines von mehreren Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage des Instituts für Politik- und Sozialforschung forsa, durchgeführt im Auftrag des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte.
…
Angst vor Covid-19. Interesse an homöopathischen Methoden.
Befragt wurden insgesamt 1009 Bundesbürger, unter anderem zum Grad ihrer Besorgnis vor einer Erkrankung an Covid-19, ihrem Interesse an Vorsorgemaßnahmen gegen eine Corona-Infektion zusätzlich zu besonderer Hygiene, ihrer Einstellung zu einer Behandlung von Covid-19 mit homöopathischen Arzneimitteln, sowie zur Befürwortung oder Ablehnung staatlicher finanzieller Förderung von Forschungsprojekten zu homöopathischen Vorsorge- und Behandlungsmethoden von Covid-19-Erkrankungen.
…

…
61% ziehen homöopathische Behandlung mindestens ernsthaft in Betracht
Mehr als die Hälfte aller Befragten hat bereits Erfahrung mit einer homöopathischen Behandlung bei früheren Erkrankungen gemacht. Noch mehr, nämlich fast zwei Drittel aller Befragten, würden unter der Voraussetzung, dass es in der Vergangenheit schon positive Erfahrungen mit diesem Mittel gab, im Fall einer Erkrankung an Covid-19 eine homöopathische Behandlung für sich selbst oder ihnen nahestehenden Personen auf jeden Fall (26 %) oder eher (34 %) befürworten.
…
Homöopathie soll auch Gelder für Forschungsprojekte erhalten
Auch hinsichtlich der weiteren Erforschung von Methoden zur Vorbeugung gegen eine Infektion mit dem Corona-Virus und der Behandlung von Covid-19 fänden es viele Bürger (42 %) in Deutschland gut oder sehr gut– in der Altersgruppe über 45 Jahren sogar rund oder mehr als die Hälfte – dass staatliche Gelder nicht nur in Forschungsprojekte der konventionellen Medizin gesteckt werden, sondern dass auch Projekte der homöopathischen Medizin gezielt gefördert werden.
…

…
Hier finden Sie die Ergebnisse (Ergebnisgrafiken) der forsa Umfrage „Homöopathie in der Einschätzung der Bürger“ für den DZVhÄ (pdf).
….
„Corona-Virus“ / SARS-Co-V-2-Pandemie
Vorgaben des RKI und nationaler Gesundheitsbehörden sind allein maßgeblich
Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) betont, dass auch für homöopathische Ärzte in Deutschland die Empfehlungen der zuständigen nationalen Gesundheitsbehörden die maßgebliche Orientierung beim medizinischen Umgang mit dem Corona-Virus ist.
Berlin, 5. März 2020 – „Auch für homöopathische Ärzte gilt, dass die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) Vorrang haben vor eventuellen, homöopathischen Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-Co-V-2-Pandemie („Corona-Pandemie“) und zur Behandlung von Personen, die sich mit dem Virus infiziert haben“, sagte die 1. Vorsitzende des Deutschen
Zentralvereins homöopathischer Ärzte, Dr. Michaela Geiger.
Auch wenn es in der Vergangenheit und in verschiedenen Regionen der Welt positive Erfahrungen mit homöopathischen Maßnahmen in epidemiologischen Situationen gab, und diese auch wissenschaftlich stichhaltig dokumentiert sind, empfiehlt der DZVhÄ seinen Mitgliedern Zurückhaltung hinsichtlich jeder Art von homöopathischen Vorsorge- oder Therapie-Empfehlungen im Zusammenhang mit dem „Corona-Virus“.
Andere Empfehlungen sind nicht Position des Verbandes
„Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte legt Wert auf die Feststellung, dass einzelne anderslautende Empfehlungen nicht die Position des Verbandes wiedergeben“, so Dr. Michaela Geiger. Außer dem RKI geben auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) und der Kassenärztliche Bundesverband regelmäßig wertvolle Hinweise zum Thema. (siehe Pressemitteilung des DZVhÄ vom 05.03.2020)
Forsa: Bürger wünschen Homöopathie nach Schweizer Vorbild
Berlin, 27. Juni 2019. Eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) zeigt die hohe Zustimmung der Bevölkerung zur Homöopathie und dem Konzept der Integrativen Medizin. – Also dem Hand-in-Hand unterschiedlicher medizinischer Heilmethoden in der ärztlichen Praxis.
Hintergrund der Befragung sind die Entwicklungen in der Schweiz: Hier wurden die Homöopathie, Naturheilkunde und weitere Therapiemethoden der Integrativen Medizin Mitte 2017 zeitlich unbegrenzt in die Erstattung durch die für alle Schweizer obligatorische Grundversicherung aufgenommen. Insgesamt wurden von Forsa 2006 Personen ab 18 Jahren repräsentativ für die Bundesrepublik Deutschland befragt.
Homöopathie nach Schweizer Modell

Abb. 1: Forsa – Die Deutschen begrüßen Schweizer Medizin-Modell
Bei der Frage (Abb. 1) „In der Schweiz wird das Modell der Integrativen Medizin umgesetzt, wobei konventionelle Medizin (Schulmedizin) und Heilmethoden der besonderen Therapierichtungen wie Naturheilkunde und Homöopathie von Ärzten eingesetzt werden können und von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden. Würden Sie es begrüßen, wenn dieses Modell auch für Deutschland umgesetzt würde oder würden Sie das nicht begrüßen?“ gaben 79 Prozent der Befragten an, dass sie das Schweizer Modell einer Integrativen Medizin inkl. der Homöopathie für Deutschland begrüßen. Nur 11 Prozent begrüßen es nicht. 10 Prozent trauten sich kein Urteil zu („Weiß nicht“).
Mit 86 Prozent befürworten mehr Frauen das Schweizer Medizin-Modell, Männer stimmten noch mit immerhin 72 Prozent der Integration von Homöopathie und Co. zu. Darüber hinaus zeigen die Daten, dass insbesondere gut verdienende Bürger dieses Medizinkonzept befürworten.
Medizin-Bewertung: Die drei Säulen der evidenzbasierten Medizin

Abb. 2: Forsa – Die Deutschen finden umfassende Medizin-Bewertung wichtig
Eine weitere Forsa-Frage thematisiert einen aktuellen Streit in der Medizin und Medizin-Bewertung: Laut dem Begründer der Evidenzbasierten Medizin (EbM), David Sackett, ruht die EbM per Definition auf drei Säulen – auf wissenschaftlichen Studien, auf den therapeutischen Erfahrungen der Ärzte aus der Praxis und auf den Werten und Wünschen der Patienten. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) unterstreicht diese Auffassung einer EbM. Aber wie sieht das die Bevölkerung?
Bei der Frage „Manche kritisieren, dass in der Medizin die praktischen Erfahrungen von Ärzten und die Wünsche der Patienten deutlich weniger Berücksichtigung finden als die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. Wie wichtig finden Sie es persönlich, dass in der Medizin Forschungsdaten, praktische Erfahrungen der Ärzte und Wünsche der Patienten zu gleichen Teilen berücksichtigt werden?“ gaben 46 Prozent an, dass sie dies sehr wichtig finden. Weitere 44 Prozent gaben an, dass ihnen das wichtig ist. Nur 6 Prozent finden dies weniger wichtig, 2 Prozent gar nicht wichtig.
Auch hier sind die Zustimmungswerte der Frauen (93 Prozent wichtig/sehr wichtig) deutlich höher als die der Männer (86 Prozent wichtig/sehr wichtig). Bei dieser Frage konnte im Gegensatz zur Frage nach dem Schweizer Medizin-Modell (Abb. 1) kein nennenswerter Unterschied in den Zustimmungswerten in Bezug auf das Einkommen gefunden werden.
Die Bevölkerung stimmt der Medizin-Bewertung nach David Sackett eindrucksvoll zu. Er sagte zur EbM bereits 1996: „Gute Ärzte nutzen sowohl klinische Expertise als auch die beste verfügbare externe Evidenz, da keiner der beiden Faktoren allein ausreicht: Ohne klinische Erfahrung riskiert die ärztliche Praxis, durch den bloßen Rückgriff auf die Evidenz tyrannisiert zu werden, da selbst exzellente Forschungsergebnisse für den individuellen Patienten nicht anwendbar oder unpassend sein können.“
„Wir brauchen in Deutschland einen intensiven Diskurs zwischen Politik, Ärzteschaft und Wissenschaft zur Integrativen Medizin“
Für Dr. Michaela Geiger, 1. Vorsitzende des DZVhÄ, zeigen die Daten: „Wir brauchen in Deutschland einen intensiven Diskurs zwischen Politik, Ärzteschaft und Wissenschaft zur Integrativen Medizin. Nur eine pluralistische Medizin, die Homöopathie, Naturheilkunde und andere Heilmethoden mit hohem therapeutischem Nutzen integriert, ist vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen zukunftsfähig.“
Aktuelle und wichtige Herausforderungen im Gesundheitswesen sind laut Geiger zunehmende Antibiotikaresistenzen, zunehmende Polymedikation, immer mehr Zeitmangel in der ärztlichen Versorgung, die steigende Ökonomisierung im Gesundheitswesen und die ansteigende Zahl chronisch erkrankter Menschen. „Die ärztliche Homöopathie kann in allen diesen Bereichen ihren Beitrag leisten, die Situation für Patienten und Ärzte in der alltäglichen Praxis zu verbessern“, so Geiger, „wir wünschen uns eine interdisziplinär gut vernetzte, Integrative Medizin für Deutschland. – Als neue Vorsitzende des Bundesverbands homöopathischer Ärzte ist es meine Aufgabe, diesen so nötigen, konstruktiven Diskurs anzuregen und zu vertiefen. Dafür bin ich angetreten. Und dafür haben mich die homöopathischen Ärztinnen und Ärzte gewählt“.
In Deutschland führen rund 60.000 Ärzte eine oder mehrere Zusatzbezeichnungen der Integrativen Medizin, die von den Ärztekammern verliehen werden (Homöopathie, Naturheilverfahren, Akupunktur, Manuelle Medizin, Physikalische Therapie und Balneologie, Umweltmedizin). Fast 60 Prozent der Hausärzte (rund 36.000 Ärzte) praktizieren eine oder mehrere komplementärmedizinische Methoden.
DZVhÄ Standpunkt: Homöopathie und Antibiotika-Resistenzen


Antibiotika-Resistenzen – Ist der Einsatz von Homöopathie eine sinnvolle Therapiestrategie zur Reduktion von Antibiotika-Verschreibungen in der ambulanten Versorgung?
Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte (Stand Februar 2023)
Hintergrund: Jedes Jahr kommt es in Deutschland laut RKI zu geschätzten 400.000 bis 600.000 nosokomialen Infektionen und etwa 10.000 bis 20.000 Todesfällen dadurch. Bakterielle Krankheitserreger, die gegenüber Antibiotika weniger empfindlich oder sogar völlig resistent geworden sind, nehmen weltweit zu und werden zu einer Herausforderung für die Versorgung von Patientinnen und Patienten.[1].
Die Hauptursache für die Zunahme von Antibiotika-Resistenzen sind die unsachgemäße Verordnung und Anwendung von Antibiotika in der klinischen Versorgung sowie Mängel in der Hygiene. Der sachgerechten Verordnung von Antibiotika durch Ärztinnen und Ärzte oder Tierärztinnen und Tierärzte kommt daher eine entscheidende Rolle bei der Verminderung des Selektionsdrucks und der Sicherung von Therapieoptionen zu [1].
In Deutschland erhalten beispielsweise nach wie vor mehr als 50 Prozent der Patienten mit einer akuten Bronchitis Antibiotika. Die Einführung einer verzögerten Verschreibungsstrategie durch Abwarten und Wiedervorstellung nach 3 Tagen reduzierte in Studien die Verschreibungshäufigkeit auf unter 40 Prozent. Dabei sind in 90 Prozent der Fälle die Atemwegsinfektionen durch Viruserkrankungen bedingt – Antibiotika machen hier also meist gar keinen Sinn. Es liegt vielmehr eine Überverschreibung vor, die erhebliche Risiken mit sich bringt [2, 3, 4].
Bisher fehlen innerhalb der offiziellen staatlichen Strategien gegen Überverschreibungen von Antibiotika und den damit verbundenen Resistenzen die Untersuchung und Anwendung komplementärer und alternativer Therapien (CAM-Therapien) zur Symptombekämpfung und Behandlung von Infektionen. Auch CAM-Präventionsstrategien zur Verringerung des Einsatzes von Antibiotika werden noch nicht berücksichtigt, obwohl Beobachtungsstudien in Europa gezeigt haben, dass CAM-Therapien und -Krankenhäuser im Vergleich zu konventionellen Klinikern niedrigere Antibiotika-Verordnungsraten aufweisen [5, 6, 7].
Welchen Beitrag kann die Homöopathie zur Senkung der Verschreibungshäufigkeit von Antibiotika leisten? Homöopathische Ärzte und auch Ärzte der anthroposophischen Medizin (die homöopathisch potenzierte Arzneimittel anwenden) verschreiben sehr deutlich weniger Antibiotika bei akuten Infektionskrankheiten. Im Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse aus bisherigen Studienergebnisse vorgestellt und Konsequenzen abgeleitet.
Stand des Wissens: Mehrere pragmatische Beobachtungsstudien und auch randomisierte klinische Studien haben Homöopathie mit konventioneller Medizin hinsichtlich Effektivität und Verbrauch von Antibiotika und anderen konventionellen Medikamenten untersucht. Die aktuellste und derzeit größte Studie ist die EPI3-Kohortenstudie, eine landesweite bevölkerungsbezogene Studie mit einer repräsentativen Stichprobe von 825 Hausärzten und ihren Patienten in Frankreich (2007-2008). 518 Erwachsene und Kinder mit Infekten der oberen Atemwege wurden einbezogen (79,3% Rhinopharyngitis). Im Gegensatz zu Patienten der konventionellen Hausärzte zeigten Patienten von homöopathischen Hausärzten einen signifikant geringeren Verbrauch von Antibiotika (Odds Ratio (OR) = 0,43, 95% Konfidenzintervall (CI): 0,27-0,68) und fiebersenkenden/antientzündlichen Medikamenten (OR = 0,54, 95% CI: 0,38-0,76) mit zugleich vergleichbarem klinischen Symptomenverlauf der Infekte (OR = 1,16, 95% CI: 0,64-2,10). Patienten, die sich dafür entschieden, homöopathisch zertifizierte Hausärzte aufzusuchen, nahmen also halb so viel Antibiotika und fiebersenkende/entzündungshemmende Medikamente ein, als Patienten von konventionellen Hausärzten bei ähnlichen klinischen Ergebnissen [8].
Ähnlich niedrige Verschreibungsraten von Antibiotika bei guten klinischen Ergebnissen wurden auch in weiteren homöopathischen Studien berichtet [9, 10]. Darüber hinaus ergeben sich auch gesundheitsökonomisch relevante Einsparungspotentiale (ebenfalls bei ähnlich guten klinischen Effekten), wenn die homöopathische Behandlung mit der konventionellen antibiotischen Therapie bei Kindern verglichen wird [11].
In einer randomisierten pragmatischen Studie [12] wurden Kindern im Alter von 6 Monaten bis 11 Jahren – bei denen eine akute Mittelohrentzündung diagnostiziert wurde und die mit einem verzögerten Antibiotika-Ansatz behandelt werden sollten – nach dem Zufallsprinzip mit Standardtherapie allein oder mit Standardtherapie plus sofort verschriebenen homöopathischen Ohrentropfen behandelt. Das Ergebnis: Die Antibiotika-Verschreibungen bei Kindern, die homöopathisch behandelt wurden, waren deutlich reduziert im Vergleich zur Gruppe ohne homöopathische Behandlung (Verschreibungsrate 26,9% versus 41,2%, P =0,032).
Die Autoren schließen daraus, dass homöopathische Ohrentropfen den Einsatz von Antibiotika bei Kindern mit Mittelohrentzündung, die mit einem verzögerten Antibiotika-Ansatz behandelt werden, wirksam reduzieren. Die Studie ist besonders interessant, weil sie die bereits empfohlene und validierte verzögerte Antibiotikaverschreibung mit der Anwendung homöopathischer Arzneimittel kombiniert.
Konsequenzen: Bisherige klinische Studien legen nahe, dass durch ein homöopathisches Behandlungssetting der Einsatz von Antibiotika in der ambulanten Versorgung deutlich vermindert werden kann. Die bisherigen Studien lassen im Vergleich zu konventionell behandelten Patienten auf ein Einsparpotential von ca. 50 % schließen. Strategien zur Reduktion von Antibiotikaresistenzen sollten vor diesem Hintergrund komplementärmedizinische Therapieansätze wie die Homöopathie integrieren und weiter in hochwertigen Studien untersuchen, beispielsweise in pragmatische RCTs und Comaparative Effectiveness Trials.
Referenzen
[1] Bundesministerium für Gesundheit: www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/antibiotika-resistenzen.html / Berlin 2023
[2] Smith SM, Fahey T, Smucny J, et al. Antibiotics for acute bronchitis. Cochrane Database Syst Rev. 2014;3:CD000245.
[3] Carl Llor & Lars Bjerrum. Antibiotic prescribing for acute bronchitis, Expert Review of Anti-infective Therapy 2016; 14:7, 633-642
[4] Spurling GK, Del Mar CB, Dooley L, Foxlee R, Farley R. Delayed antibiotic prescriptions for respiratory infections. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Sep 7;9:CD004417
[5] Hamre, H.J., et al., Anthroposophic vs. conventional therapy of acute respiratory and ear infections. Wiener Klinische Wochenschrift, 2005. 117(7-8): p. 256-268.
[6] Kok, E.T., et al.. Resistance to antibiotics and antifungal medicinal products: can complementary and alternative medicine help solve the problem in common infection diseases? The introduction of a dutch research consortium. Evid Based Complement Alternat Med, 2015. 521584
[7] Baars EW, Belt-van Zoen E, Breitkreuz T, et al., “The Contribution of Complementary and Alternative Medicine to Reduce Antibiotic Use: A Narrative Review of Health Concepts, Prevention, and Treatment Strategies,” Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine, vol. 2019, Article ID 5365608, 29 pages, 2019.
[8] Grimaldi-Bensouda L, Bégaud B, Rossignol M, Avouac B, Lert F, Rouillon F, Bénichou J, Massol J, Duru G, Magnier AM, Abenhaim L, Guillemot D. Management of upper respiratory tract infections by different medical practices, including homeopathy, and consumption of antibiotics in primary care: the EPI3 cohort study in France 2007-2008. PLoS One. 2014 Mar 19;9(3):e89990.
[9] Riley D, Fischer M, Singh B, Haidvogl M, Heger M. Homeopathy and conventional medicine: an outcomes study comparing effectiveness in a primary care setting. J Altern Complement Med. 2001 Apr; 7(2):149-59.
[10] Hamre HJ, Glockmann A, Schwarz R, Riley DS, Baars EW, Kiene H, Kienle GS.Antibiotic Use in Children with Acute Respiratory or Ear Infections: Prospective Observational Comparison of Anthroposophic and Conventional Treatment under Routine Primary Care Conditions. Evid Based Complement Alternat Med. 2014; 2014:243801.
[11] Trichard M, Chaufferin G, Nicoloyannis N. Pharmacoeconomic comparison between homeopathic and antibiotic treatment strategies in recurrent acute rhinopharyngitis in children. Homeopathy. 2005 Jan; 94(1):3-9.
[12] Taylor JA, Jacobs J. Homeopathic Ear Drops as an Adjunct in Reducing Antibiotic Usage in Children With Acute Otitis Media. Glob Pediatr Health. 2014 Nov 21;1:2333794X14559395.
DZVhÄ Standpunkt: Deklaration zu Homöopathie und Evidenz
Berlin, 06. Februar 2019. Ärztegesellschaften und Professoren kritisieren in einer öffentlichen Deklaration, dass es „Mode“ geworden sei, in Sachen Homöopathie die „therapeutische Wirksamkeit in Abrede zu stellen, obwohl die hierzu publizierte Evidenz für eine Wirksamkeit spricht“. Sie belegen ihre Richtigstellung mit Verweis auf „internationale repräsentative klinische Studien, Metaanalysen und Health-Technology-Assessments (HTAs) zur Homöopathie.“ In der Stellungnahme, die jüngst in der „Deutschen Zei tschrift für Onkologie“ veröffentlicht wurde, heißt es weiter: „Dennoch werden als Ausdruck von Ignoranz oder einer bewussten Stimmungsmache gegen die Homöopathie wissenschaftliche Fehlinformationen lanciert“.
Autor der Homöopathie-Stellungnahme ist Prof. Dr. med. Peter F. Matthiessen, Sprecher des Dialogforums Pluralismus in der Medizin (DPM). Weitere unterzeichnende Ärztegesellschaften und Professoren sind unten gelistet. Das DPM wurde im Jahr 2000 vom damaligen Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. h.c. Jörg-Dietrich Hoppe, gegründet, um eine zukunftweisende „evidenzbasierte Integrative Medizin zu erarbeiten“. Diese sei Voraussetzung für „eine vollorchestrierte Gesundheitsversorgung, durch die den individuellen Bedürfnissen der Bürger/Patienten besser entsprochen werden kann“.
Unter Integrativer Medizin „ist eine begründete Koexistenz von Paradigmen im Sinne unterschiedlicher Denk- und Praxisansätze zu verstehen“, so das DPM. Per Definition ist Integrative Medizin „die Praxis der Medizin, die die Bedeutung der Beziehung zwischen Arzt und Patient betont, sich auf die ganze Person fokussiert, sich auf Evidenz stützt und alle angemessenen Möglichkeiten für Therapie und Lebensweise (…) nutzt, um optimale Gesundheit und Heilung zu erreichen“. Zu den bekanntesten Methoden der Integrativen Medizin gehören neben der konventionellen Medizin die Naturheilkunde, Homöopathie, Akupunktur (bzw. Traditionelle Chinesische Medizin) und die Anthroposophische Medizin.
…
„Die Zukunft der Medizin ist integrativ“
In der Schweiz werden die genannten Methoden bereits voll von der Grundversicherung erstattet und an Universitäten gelehrt. Dazu heißt es in der Stellungnahme des DPM: „Dieser Entscheidung ist nicht nur eine Volksabstimmung, sondern auch eine doppelte wissenschaftliche Evaluation vorangegangen. Entgegen Behauptungen, es gäbe keine qualitativ hochwertigen Studien in der Homöopathie, gibt es derer eine ganze Reihe, obwohl eine institutionelle Förderung der Homöopathieforschung nicht stattfindet“.
Die Zukunft der Medizin ist integrativ, jeder zweite Bürger wünscht sich laut einer aktuellen und repräsentativen Forsa-Befragung bereits eine Medizinwende in Deutschland – hin zur Integrativen Medizin. Hierzulande werde geradezu kampagnenartig behauptet, es gebe keine Evidenz zur Homöopathie oder anderen Methoden der Integrativen Medizin, weshalb sich ein Rückbesinnen auf die Grundlagen der evidenzbasierten Medizin lohne, so Bajic weiter. „Evidenzbasierte Medizin ist per Definition eben keine ‚Kochbuchmedizin‘. Vielmehr handelt es sich um einen Ansatz, der die beste verfügbare externe Evidenz mit den klinischen Erfahrungen der Ärzte und den Werten und Wünschen der Patienten verbindet“, erklärt Bajic mit Bezug auf den Begründer der evidenzbasierten Medizin, David Sackett. „Ihr Konzept ist nicht mit dem sklavischen Befolgen von Leitlinien vereinbar, sondern mahnt zusätzlich dazu den Kontext der klinischen Erfahrung des Arztes und die Wünsche und Erfahrungen des Patienten an, um in jedem individuellen Fall die bestmögliche Behandlungsstrategie für den Patienten zu entwickeln. Dies ist bisher die Maxime des ärztlichen Handelns und sollte es zukünftig auch unbedingt bleiben im Hinblick auf Therapiefreiheit und -vielfalt.“
Vor dem Hintergrund der wissenschaftlich belegten Wirksamkeit der Homöopathie in der ärztlichen Praxis und den starken Anfeindungen gegenüber der Integrativen Medizin im Allgemeinen wie der Homöopathie im Besonderen stelle sich die konkrete Frage: „Wer hat eigentlich Angst vor der immer stärker gewünschten Integrativen Medizin und Homöopathie in Deutschland?“
Laut Deklaration haben in Deutschland aktuell 121.000 niedergelassene Ärzte (rund 95.000 Praxen) ergänzende medizinische Verfahren wie Naturheilkunde, Homöopathie, Anthroposophische Medizin oder Akupunktur in ihre ärztliche Praxis integriert.
Original-Stellungnahme mit Quellenverzeichnis zum Download
Unterzeichnende Professoren:
Prof. Dr. med. Michael Keusgen; Prof. Dr. med. Gabriele Fischer; Prof. Dr. med. Uwe an der Heiden; Prof. Dr. med. David Martin; Prof. Dr. med. Peter F. Matthiessen; Prof. Dr. Christoph Müller-Busch; Prof. Dr. med. Matthias Wildermuth; Prof. Dr. med. Arndt Büssing; Prof. Dr. rer. nat. Dirk Cysarz; Prof. Dr. med. Michael Frass; Prof. Dr. med. Karin Kraft; Prof. Dr. med. Alfred Längler; Prof. Dr. med. Harald Matthes; Prof. Dr. Jürgen Pannek; Prof. Dr. Dr. Harald Walach; Prof. Dr. med. Kurt Zänker; Prof. Dr. med. Eckhart Hahn
Unterzeichnende Ärztegesellschaften
Dialogforum Pluralismus in der Medizin (DPM)
Hufelandgesellschaft e.V. Ärztlicher Dachverband für Naturheilkunde und Integrative Medizin
Privatärztlicher Bundesverband e.V. für Privatärzte in Deutschland (PBV)
Gesellschaft anthroposophischer Ärzte in Deutschland e.V. (GAÄD)
Deutscher Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ)
Wissenschaftliche Gesellschaft für Homöopathie (WissHom)
Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA)





