ARD-Quarks Beitrag zur Homöopathie entbehrt wissenschaftlicher Seriosität
Berlin, 15. Dezember 2025. Das ARD-Wissenschaftsformat Quarks äußert sich am 6. Dezember ausführlich auf Instagram zur Homöopathie. Diesen Beitrag kann der Deutsche Zentralverein homöopathisher Ärzte (DZVhÄ) nicht unkommentiert stehen lassen, da Quarks die wissenschaftliche Datenlage komplett ausblendet und als Erklärung für die Wirksamkeit lediglich den Hinweis auf das „Daran glauben“ gibt.
In der Diskussion um Homöopathie stand lange Zeit der Vorwurf im Raum, in homöopathischen Arzneien sei „nichts drin, also kann auch nichts dran sein“. Außerdem gebe es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit der Methode. Beide Argumente sind nicht stichhaltig: zum einen sind in niedrig potenzierten Arzneien (D4 – D12) rein rechnerisch durchaus noch Moleküle einer Ausgangssubstanz enthalten. Zum anderen liegen inzwischen viele Ergebnisse aus der Grundlagenforschung, Versorgungsforschung sowie klinischen wissenschaftlichen Studien (6 Metaanalysen sowie ein systematischer Review) vor, die hinsichtlich methodischer Strenge, Transparenz und statistischer Validität den Vergleich mit entsprechenden Arbeiten aus der konventionellen Medizin nicht zu scheuen brauchen. Mehrheitlich kommen diese Arbeiten zum Ergebnis, dass homöopathische Arzneien über den Placebo-Effekt hinauswirken. Die gefundene Evidenz steht in direktem Kontrast zur Tatsache, dass die wissenschaftlichen Belege in dem Quarks Beitrag konsequent ignoriert oder negiert werden. Ein solches Vorgehen entbehrt wissenschaftlicher Seriosität.
Wo bleibt die wissenschaftliche Neugier?
Darüber hinaus wird der Homöopathie die Scientabilität generell abgesprochen, und zwar ausschließlich auf Grund der Tatsache, dass es – noch! – keine eindeutige Klärung eines Wirkprinzips gibt. Eigentlich wäre gerade das eine besondere wissenschaftliche Herausforderung: mit großer Neugier und unter Einsatz aller Möglichkeiten herauszufinden wie es sein kann, dass die klinische Praxis Heilungsverläufe zeigt, die sich herkömmlichen linearen Modellen von Kausalität widersetzen (ein Phänomen übrigens, das wir auch in anderen Bereichen der Medizin finden können!)
Die einfache Schlussfolgerung von „Quarks“, dass sich beschriebene Heilungen ausschließlich auf „Empathie“ und „gründliche Anamnesen“ zurückführen ließen ist ein durchaus plausibles Denkmodell, berücksichtigt aber genau nicht die Tatsache, dass die überwiegende Mehrzahl der methodisch hochwertigen Studien randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert durchgeführt wurden, also so angelegt waren, dass subjektive Einflüsse („Glaube“, „Setting-Faktoren“ etc.) explizit ausgeschlossen waren.
Die Praxis der Homöopathie ist nicht mit Placebo erklärbar
Die Auseinandersetzung mit Homöopathie erfordert – wie in jeder anderen medizinischen Fachrichtung auch – entsprechende Ausbildung und klinische Erfahrung. Es reicht somit nicht aus, wenn fachfremde „Experten“ lediglich ihrem „Bauchgefühl“ oder ihrem jeweils reduktionistischen Weltbild folgen und auf dieser Basis ihr Urteil abgeben, was denkbar (und damit plausibel) ist oder eben nicht.
Hinzu kommt, dass es in der homöopathischen Praxis nicht selten zu unerwarteten Reaktionen seitens der Patienten kommt, die einer reinen „Wunscherfüllung“ („Ich will einfach nur gesund werden, deshalb glaube ich an Homöopathie“) zunächst zu widersprechen scheinen, mit dem linearen Modell einer Placebo-Reaktion also nicht vereinbar sind. Das widerspricht nicht der Aussage „Unsere Psyche spielt eine enorme Rolle beim Gesundwerden“, aber es fordert dazu auf, mit wissenschaftlichem Geist und methodischer Stringenz nach schlüssigen – und vermutlich über die Hypothese vom „Gedächtnis des Wassers“ hinausgehende – Erklärungen für das Phänomen Homöopathie zu suchen.
Resümee
Der Beitrag von „Quarks“ steht unter dem Motto „Wissenschaft statt Bauchgefühl“, ist aber das genaue Gegenteil: die wissenschaftliche Datenlage bleibt unberücksichtigt, als Erklärung für die Wirksamkeit gibt es lediglich den Hinweis auf das „Daran glauben“. Bleibt am Ende immerhin der wichtige Hinweis, was die konventionelle Medizin von der Homöopathie lernen könnte: gründliche Anamnesen und „mehr Empathie für Betroffene“. Dann wären auch in der konventionellen Medizin wohl mehr Placebo- (und weniger Nocebo-!) Effekte möglich, und vielleicht ließe sich dadurch auch der Einsatz teurer (weil teilweise patentgeschützter) Medikamente reduzieren?
Weitere Informationen:
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Autor: Dr. med. Ulf Riker, 2. DZVhÄ-Vorsitzender




