Sonder-Newsletter

Aus Anlass der DHU-Kampagne


Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Landesverbänden

Wir gehen davon aus, dass die Anzeigenkampagne der DHU in der Samstags-Ausgabe großer deutscher Tageszeitungen für Sie überraschend kam. Wir wurden als Vorstand des DZVhÄ nur unwesentlich früher vorab informiert und wollen Ihnen das im Folgenden kurz darstellen.



Hintergrund

Einerseits gibt es die uns allen bekannten medialen und politischen Angriffe auf die Homöopathie („unwissenschaftlich“, „nicht evidenzbasiert“, „keine wirksamen Moleküle“, „teurer Zucker“, „Homöopathen sind Impfgegner“, „Homöopathen sind Querdenker“ etc.).

Zusätzlich aber sind die „Besonderen Therapierichtungen“, darunter auch unsere Homöopathie in doppeltem Sinne in Gefahr: auf EU-Ebene deutet sich an, dass die Pharma-Gesetzgebung aufgrund anderer Zusammenhänge (z.B. Absicherung von Lieferketten etc.) neu geregelt werden wird; in diesem Zusammenhang könnte auch die Homöopathie in den Fokus geraten und „unter die Räder kommen“.
In Deutschland ist zu befürchten, dass eine neue, jüngere und wissenschaftsgläubige Politikergeneration nicht davor zurückschrecken könnte, die Verankerung der „Besonderen Therapierichtungen“ im SGB V in Frage zu stellen mit den altbekannten „Argumenten“, dass durch Homöopathie et al den Patienten „wirksame Therapien vorenthalten“ werden, die darüber hinaus auch noch „das Geld der Solidargemeinschaft kosten“.



Kampagne

Soweit wir wissen, hat sich die DHU von Anfang an für eine Impfung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt, lässt sich derzeit krisenstrategisch beraten und sieht die Kampagne in allererster Linie als Möglichkeit eines Befreiungsschlages, der den gesamten Sektor der „Besonderen Therapierichtungen“ und dabei in erster Linie die Homöopathie schützen und aus der Schusslinie unserer politischen und medialen Gegner nehmen soll. Adressiert ist die Aktion in erster Linie an die politischen Entscheider, die sich in Berlin derzeit neuformieren. Die DHU ist sich dabei sehr bewusst, dass die Kampagne unter Umständen auch von Teilen ihrer eigenen Apothekenkundschaft kritisch bis ablehnend aufgenommen werden könnte. Hervorgehoben wurde aber die Überzeugung, dass Nichts-tun ein noch größeres Risiko wäre.

Der Hinweis darauf, dass es auch unter homöopathischen Ärztinnen und Ärzte viele gibt, die sich überzeugt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen an der Impfkampagne beteiligen soll in erster Linie deutlich machen, dass wir als Ärztinnen
und Ärzte handeln und nicht nur als „Homöopathen“. Als Mediziner mit homöopathischer Zusatzqualifikation sind wir in der Lage, Risiken und Nebenwirkungen rational und differenziert einzuschätzen, deshalb sieht sich die DHU auch in der Pflicht, als maßgeblicher deutscher und weit über unsere Grenzen hinaus bekannter Hersteller uns allen Flankenschutz im Feldzug gegen eine individualisierte Medizin zu geben. Homöopathie darf nicht dem Monopol einer ausschließlich leitlinienkonformen Mainstream-Medizin geopfert werden.

Die Kampagne lässt sich auch verstehen als Beitrag für eine freie und individuelle Impfentscheidung auf faktenbasierter Grundlage.



Der DZVhÄ

Eine Möglichkeit wäre, sich in die derzeitige politische Diskussion überhaupt nicht einzumischen, sondern das zu tun, wofür wir alle angetreten sind: als qualifizierte Ärztinnen und Ärzte unsere Patientinnen und Patienten mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln – selbstverständlich unter Einbezug der Homöopathie Hahnemanns! – durch diese Pandemie wie auch durch andere Phasen der Krankheit konsequent und menschlich zu begleiten. Diese Option scheidet aber leider schon deswegen aus, weil es unseren Gegnern gelungen ist, uns in die Öffentlichkeit zu zerren und zum Sündenbock zu machen für eine „schleppende Impfkampagne“ und womöglich verantwortlich für viele Corona-Tote. Diese perfide Strategie hat das Ziel, von Versäumnissen und Fehleinschätzungen seitens der politischen Verantwortlicher abzulenken. Wir werden an den Pranger gestellt, weil absolut jedes Mittel gerechtfertigt erscheint, die Homöopathie in ihrem Ursprungsland zu eliminieren.

Eine weitere Möglichkeit wäre, sich offensiv dazu zu bekennen, dass wir mit unseren homöopathischen Möglichkeiten sehr wohl Corona-Patientinnen und Patienten erfolgreich behandeln können. Dazu müssten wir in der derzeitigen aufgeheizten Gesamtstimmung nicht nur „anekdotisch“ auf unsere eigenen Praxispatienten und deren Testimonials verweisen können. Um Gehör und Respekt für unsere Arbeit zu finden, müssten wir auch auf wissenschaftlich aufgearbeitete Fallsammlungen verweisen können, aus denen die Relevanz unserer Methode zweifelsfrei hervorgeht. Solche Sammlungen gibt es vereinzelt, auch die WissHom hatte sich mit einem strukturierten Fragebogen daran beteiligt und das Ergebnis jüngst auch in der AHZ veröffentlicht; vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass hinsichtlich Fallzahlen und eindeutigen Ergebnissen noch „reichlich Luft nach oben“ war? Hinzu kommt, dass wir dem Anspruch einer flächendeckenden homöopathischen Begleitung sehr vieler Corona-Patienten allein auf Grund unserer personellen und zeitlichen Kapazitäten nicht wirklich überzeugend gerecht werden können.

Wäre es eine Lösung, sich als ärztlicher Berufsverband gegen die Impfkampagne auszusprechen? Hat sich nicht Hahnemann selbst wesentlich differenzierter zu diesem Thema bereits zu seiner Zeit geäußert? Vermutlich wäre es politischer Selbstmord, dies zu tun. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass es selbstverständlich auch unter nicht homöopathisch tätigen Kolleginnen und Kollegen nicht wenige gibt, die sich hinsichtlich Impfungen kritisch bis ablehnend äußern. Und umgekehrt gibt es viele homöopathisch tätige Ärztinnen und Ärzte, die von der Richtigkeit der Impfungen überzeugt sind.
Es scheint als so zu sein, dass wir es als ehrenamtliche Vorstände unseres ärztlichen Berufsverbandes so oder so, aus Sicht des einen oder der anderen nur falsch machen können. Wir stecken in einem Dilemma, Lösungsoptionen scheinen mit einer Quadratur des Kreises vergleichbar. Würde Schweigen in der aktuellen Situation nicht sofort als Schwäche oder deren Eingeständnis wahrgenommen? Würde Pochen auf unsere homöopathischen Möglichkeiten nicht sofort als Größenwahn wahrgenommen, ganz nach dem Motto: da sieht man es mal wieder, die spinnen, die Homöopathen, also höchste Zeit, dass sie aus Herzen und Hirnen der Menschen verschwinden?

Wie weiter?

  • Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten die Kampagne der DHU mit Testimonials aus unseren Reihen begleiten.
  • Wir werden darauf hinweisen, was Homöopathie in der Pandemie beitragen kann (hervorzuheben ist an dieser Stelle z.B. das Beispiel unseres bayerischen Kollegen Dr. med. Dominik Müller, der in der oben bereits erwähnten Ausgabe der AHZ eine hervorragende und nachvollziehbare kleine Fallsammlung von Corona-Behandlungen aus seiner Praxis präsentiert hat und derzeit konsequent und mit positiver Reaktion aus seinem Umfeld an der Impfkampagne teilnimmt),
  • Wir werden sehr konsequent darauf hinweisen, dass wir jenseits des Impfens die Aufgabe sehen, alles Menschenmögliche zur Immunstärkung bei unseren Patienten beizutragen.
  • Wir werden – wiederum in enger Abstimmung mit der DHU, aber auch mit WissHom und dem HRI – die Wissenschafts-Kommunikation verstärken und darauf hinweisen, dass auch die Homöopathie nach den Kriterien Sacketts evidenzbasiert ist, weil wir neben den Wünschen der Patienten und unserer Expertise als Ärztinnen und Ärzte selbstverständlich unsere validen wissenschaftlichen Ergebnisse aus Grundlagenforschung, Versorgungsforschung und wissenschaftlichen Studien, also alle drei Säulen der EbM vorweisen können.

Eine Bitte an Sie als Mitglieder

Wir sind uns alle einig, dass eine monothematische Sicht („die Impfung allein wird es schon richten!“) der hochkomplexen Gemengelage nicht gerecht wird. Wir sind uns aber sicher auch einig, dass wir uns dem Mantra „Wer Homöopathie sät wird Impfverweigerung ernten“ nicht widerspruchs- und widerstandslos ergeben dürfen. Deshalb bitten wir um Ihre Solidarität und Besonnenheit im Umgang mit der von der DHU initiierten Kampagne. Andere Meinungen und ergänzende Sichtweisen sollen und müssen in unseren Reihen ihren selbstverständlichen Platz haben. Als gewählte Vertreterinnen und Vertreter unseres Berufsverbandes haben wir – das darf an dieser Stelle erklärt werden – nicht selten auch schlaflose Nächte, weil die politische und mediale Gesamtsituation auch uns in innere Konflikte stürzt und manchmal verunsichert, welche Reaktion oder Lösung dem uns anvertrauten Verein und vor Allem unseren Patientinnen und Patienten am besten zuträglich ist. Sie alle sind vermutlich ähnlich erschöpft, manchmal frustriert, manchmal ärgerlich, wenn wir mit unfairen Vorwürfen oder wahrheitswidrigen Unterstellungen konfrontiert werden, die uns von außen aufgezwungen werden und uns von unserer eigentlichen Aufgabe ablenken, „kranke Menschen gesund zu machen, was man heilen nennt“. Lassen Sie uns dennoch zusammenrücken und gönnen wir nicht unseren Gegnern den Triumph, uns durch ihr malignes und schäbiges „Spiel“ zu spalten!

In der Hoffnung auf Ihr Verständnis und Ihre Solidarität im Interesse unserer Homöopathie grüßen wir Sie zum 2. Advent.



Dr. med. Michaela Geiger, 1. Vorsitzende DZVhÄ
Dr. med. Ulf Riker, 2. Vorsitzender
Dr. med. Gerhard Antrup, Vorstand Finanzen
Dr. med. Alexandra Schulze-Rohr, Beisitzerin Fort- und Weiterbildung


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